Syntax

Version:



Schlagwörter: Konstituentenstruktur , Informationsstruktur , Wortarten , syntaktische Funktionen , Valenz , Verb , Satzgliedstellung

Zitation:
  1. Referenz auf den gesamten Beitrag:
    Klaus Grübl & Andreas Dufter (2023): Syntax, Version 2 (25.05.2023, 17:54). In: Thomas Krefeld & Daniela Marzo & Noemi Piredda (Hrsgg.) (2023): Leitfaden der synchronen italienischen Linguistik (Korpus im Text 8), Version 5, url: http://www.kit.gwi.uni-muenchen.de/?p=8252&v=2
    Diese URL enthält einen Hinweis auf die unveränderliche Version (…v=nn)
  2. Referenz auf einen Abschnitt oder Nachweis eines Zitats: http://www.kit.gwi.uni-muenchen.de/?p=8252&v=2#p:1
    Diese URL enthält einen Hinweis auf einen spezifischen Abschnitt (…p:1). In diesem Fall ist sie mit dem ersten Absatz verknüpft. Eine vollständige Referenz kann jeweils über die Ziffern in den grauen Quadraten am rechten Rand des Satzspiegels abgegriffen werden.

1. Gegenstandsbereich der Syntax

Der Begriff der Syntax ist zweideutig: Zum einen ist damit der Satzbau gemeint, also die Struktur von Sätzen und Satzgliedern (vgl. zu dieser Bedeutung etwa deu. Die Syntax dieses Autors ist sehr komplex). Zum anderen bezeichnet der Begriff die linguistische Teildisziplin, die sich mit dem Satzbau beschäftigt, also die Lehre vom Satzbau (vgl. deu. In der Syntax gibt es gegensätzliche Theorien).

Als linguistische Teildisziplin untersucht die Syntax die Regularitäten, die dem Satzbau einer Sprache zu Grunde liegen. Satzbau ist dabei in einem weiten Sinn zu verstehen, denn syntaktische Regeln greifen auch schon unterhalb der Ebene vollständiger Sätze, nämlich wenn Wortformen zu größeren Einheiten kombiniert werden (vgl. deu. der große Baum). Wortbildung und Phraseologie gehören nach der hier vertretenen Auffassung nicht zur Syntax: Zwar befassen auch diese beiden Teildisziplinen sich mit der Verbindung von Wortformen zu größeren Einheiten; die dabei resultierenden Formen sind aber weiterhin als Einheiten des Lexikons anzusehen (z.B. deu. Fernsehmoderator, in die Jahre gekommen).

Als erstaunlich schwierig erweist sich eine Definition des Begriffs Satz (ita. frase). Häufig wird in den Grammatiken als zentrales Definitionsmerkmal festgehalten, ein Satz müsse mindestens eine finite – also hinsichtlich Person, Numerus, Tempus und Modus bestimmte – Verbform aufweisen, um grammatisch vollständig zu sein (vgl. deu. Er isst ein Schnitzel vs. ein Schnitzel essen). Ein weiteres Kriterium besagt, dass in einem vollständigen Satz alle Satzglieder vorhanden sein müssen, die das Verblexem strukturell erforderlich macht (so etwa das direkte Objekt Maria in ita. Gianni ama Maria Gianni liebt Maria(s. Wöllstein/Eisenberg 2016).

Die Beispiele in (1) und (2) geben eine erste Veranschaulichung der Rolle syntaktischer Regeln:

(1) a.  ita.         le vecchie strade      b.    *le vecchia strade
(2) a.  deu.        die alten Straßen    b.    *die alte Straßen

In (1b) und (2b) ist keine der drei miteinander kombinierten Wortformen an sich falsch. Unzulässig ist aber die Verbindung der Formen le die, vecchia alte und strade Straßen zu einer sogenannten Phrase (man spricht auch von einem Syntagma, ita. sintagma; dagegen bedeutet ita. frase, wie oben erwähnt, nicht Phrase, sondern Satz). Die Kombination verstößt nämlich gegen die syntaktische Regel, wonach im Italienischen – wie auch im Deutschen – der Artikel, das Adjektiv und das Substantiv in einer Phrase im Numerus übereinstimmen oder kongruieren müssen. Nicht-regelkonforme Phrasen oder Sätze wie die unter (1b) und (2b) werden als ungrammatisch bezeichnet und mit einem hochgestellten Stern, einem sogenannten Asterisken, markiert. Korrekte Phrasen oder Sätze wie die unter (1a) und (2a) bezeichnet man dagegen als grammatisch oder wohlgeformt.

Doch selbstverständlich greifen syntaktische Regeln auch auf Satzebene (also innerhalb von komplexen Phrasen, die eine finite Verbform aufweisen). So verstoßen die Sätze (3) und (4) gegen die für das Italienische und das Deutsche gültige Regel, dass Subjekt und Verb eines Satzes im Numerus kongruieren müssen. Satz (5) verstößt gegen die Regel, dass das Verb ita. volere wollen im abhängigen Objektsatz den Konjunktiv erfordert (grammatisch wäre hier also die Form facciate statt fate).

(3)  ita. *Le vecchie strade è in un brutto stato.
(4)  deu. *Die alten Straßen ist in einem schlechten Zustand.
(5)  ita. *Voglio che lo fate subito.                             
  Gemeint: Wir wollen, dass ihr es sofort macht.

Der amerikanische Linguist Noam Chomsky (*1928) hat gezeigt, dass auch inhaltlich völlig sinnlose Sätze durchaus grammatisch sein können. Sein berühmtes Beispiel lautet im englischen Original Colorless green ideas sleep furiously Farblose grüne Ideen schlafen wild (Chomsky 1957, 15). Chomsky leitet daraus ab, dass Syntax als Komponente der menschlichen Sprachfähigkeit (eng. language faculty) prinzipiell autonom vom mentalen Lexikon und von der Bedeutung sprachlicher Einheiten ist. Nach seiner Auffassung sollte die Sprachwissenschaft dieser Autonomie der Syntax durch einen modularen Ansatz Rechnung tragen: Syntax soll demnach als eigenes Modul der Sprachkompetenz und zunächst ohne Rekurs auf die kommunikative Funktion von Sprache beschrieben und erklärt werden. Andere syntaktische Theorien gehen dagegen davon aus, dass sehr wohl ein Zusammenhang zwischen syntaktischer Form und anderen kognitiven Leistungen besteht; dass also Syntax in hohem Maße durch die Bedeutung und die kommunikative Funktion sprachlicher Einheiten geprägt ist. So erscheinen etwa Formen, die inhaltlich zusammengehören, in der Regel in benachbarter Stellung im Satz; semantische Zusammengehörigkeit wird also syntaktisch widergespiegelt. Auch stehen kürzere Satzglieder bevorzugt vor längeren, weil dies dem Hörer offenbar das Satzverständnis erleichtert.

2. Die Bausteine der syntaktischen Struktur: Konstituenten und ihre Kategorien 

Wenn wir den Aufbau von Sätzen beschreiben wollen, dann ist es sinnvoll, zunächst die Bausteine oder Konstituenten zu bestimmen, aus denen größere syntaktische Einheiten gebildet werden. Die kleinsten Bausteine oder minimalen Konstituenten der Syntax sind in der Regel Wortformen, die wir bestimmten Wortarten (ita. parti del discorso) zuordnen können. In der Sprachwissenschaft hat sich dabei zunehmend die Einsicht durchgesetzt, dass es kein universales, allen Sprachen der Welt gemeinsames Inventar von Wortarten gibt, sondern dass für jede Sprache individuell das Inventar ihrer Wortarten zu bestimmen ist. Doch auch wenn es nur eine einzelne Sprache wie das Italienische zu beschreiben gilt, herrscht unter den Grammatikern nicht immer Einigkeit, wie viele und welche Wortarten anzusetzen sind. Letztlich, so hat man mittlerweile erkannt, hängt die Bestimmung des Wortarteninventars wesentlich von der zugrundegelegten grammatischen Theorie ab. Einen guten Überblick mit hilfreichen Verweisen auf die einschlägige Forschungsdiskussion bietet Salvi 2013.

Es ist immerhin unumstritten, dass für das Italienische die aus der Schulgrammatik vertrauten Wortarten Substantiv (auch Nomen, Abkürzung N nach eng. noun), Verb (V), Adjektiv (A) und Adverb (Adv) angesetzt werden können (Beispiele geben wir weiter unten, vgl. (6)). Diese vier Wortarten bilden offene Klassen, weil ihr Inventar durch die Anwendung bestimmter produktiver Verfahren oder durch Entlehnung im Prinzip beliebig erweitert werden kann. Außerdem spricht man in Bezug auf N, V, A und Adv von lexikalischen Klassen oder Autosemantika; denn Substantive, Verben, Adjektive und Adverbien haben eine eigenständige, auf die außersprachliche Wirklichkeit bezogene Bedeutung.

Ebenfalls aus der Schulgrammatik bekannt sind Präpositionen (P), also Wörter wie ita. in in, da von, aus, seit oder per für, durch mit räumlicher, zeitlicher oder anderer Semantik. Präpositionen treten typischerweise vor Pronomina (ita. da lui von ihm) oder vor Phrasen, die ein Substantiv beinhalten (ita. per le donne für die Frauen). In Verbindung mit solchen Ergänzungen bilden Präpositionen eine größere Einheit.

Vor Teilsätzen stehen Konjunktionen, wobei zu unterscheiden ist zwischen beiordnenden oder koordinierenden Konjunktionen (Conj) wie ita. e und, o oder, ma aber und unterordnenden oder subordinierenden Konjunktionen (auch: Subjunktionen) wie ita. che dass, perché weil, prima che bevor. Subordinierende Konjunktionen werden auch Komplementierer genannt und erhalten dann das Kategoriensymbol Comp (oder kurz C).

Eine andere Wortart sind Pronomina (Pron, Singular Pronomen, ita. pronome). Die Bezeichnung ist dadurch motiviert, dass Pronomina im Lateinischen anstelle (lat. pro) anderer nominaler Einheiten (lat. nomina) stehen können. Pronomina lassen sich in verschiedene Subkategorien unterteilen, wie in der Übersicht unter (6) näher ausgeführt wird. In Sprachen wie dem Italienischen sind Pronomina jedoch in der Regel nicht durch ein Nomen alleine ersetzbar, sondern durch Phrasen, die vor dem Nomen einen Artikel oder ein anderes einleitendes Funktionswort enthalten (z.B. ein Possessivum wie in ita. mia sorella meine Schwester; nur als Ganzes kann diese Phrase an die Stelle eines Pronomens treten wie lei sie).

Eine weitere aus der traditionellen Grammatik bekannte Wortart ist der eben angesprochene Artikel (ita. articolo). Im Italienischen unterscheidet man definite Artikel (ita. il der, la die etc.), indefinite Artikel (ita. un ein, una eine) sowie partitive oder Teilungsartikel (vgl. ita. delle in Ho comprato delle mele Ich habe Äpfel gekauft). Artikel werden jedoch heute meist nicht mehr als eigene Wortart aufgefasst, sondern einer umfassenderen Klasse zugeordnet, den sogenannten Determinierern (Det oder kurz D). Hierzu zählen neben den Artikeln auch andere Wörter, welche die Referenzweise einer nominalen Einheit näher bestimmen – eine Leistung, die als Determination bezeichnet wird.1 Wie unter (6) zu sehen ist, zählen neben den Artikeln insbesondere Demonstrativa, Possessiva und quantifizierende Ausdrücke zu den Determinierern.

Im Unterschied zu den lexikalischen Wortarten Nomen, Verb, Adjektiv und Adverb verfügen die Wortarten Präposition, koordinierende und subordinierende Konjunktion, Pronomen und Determinierer jeweils über ein begrenztes Inventar. Es handelt sich also um geschlossene Klassen. Man spricht außerdem von Funktionswörtern oder Synsemantika, weil diese Wörter eine stärker grammatische Bedeutung haben und im Satz dazu dienen, Beziehungen zwischen Inhaltswörtern (Autosemantika) zum Ausdruck zu bringen.

Insgesamt können wir somit neun Wortarten für das Italienische ansetzen:

(6)

1. Substantiv (oder Nomen, N, ita. sostantivo oder nome): vgl. ita. sole Sonnemare Meerverità Wahrheit
2. Verb (V, ita. verbo): vgl. it. parlare sprechen, smettere aufhören rinunciare verzichten
3. Adjektiv (A, ita. aggettivo): vgl. ita. alto hochrosso rotpossibile möglich– Im Italienischen können Adjektive entweder attributiv oder prädikativ gebraucht werden (nur in Ausnahmefällen auch adverbial: vgl. ita. parlare alto laut sprechen). In attributiver Funktion stehen Adjektive unmittelbar neben ihrem Bezugssubstantiv (ita. l'albero bianco der weiße Baum), in prädikativer Funktion sind sie dagegen Teil des Prädikats (ita. L'albero è bianco Der Baum ist weiß). Nach semantischen Kriterien kann man zwischen Qualitätsadjektiven, relationalen Adjektiven und Zahladjektiven unterscheiden. Qualitätsadjektive bringen eine Eigenschaft oder eine Bewertung zum Ausdruck (deu. schön, fleißig, unglaublich). Relationale Adjektive wie ita. fiscale Steuer-industriale industriell oder calcistico Fußball- sind von einer substantivischen Basis abgeleitet (ita. il fisco die Steuerbehördenl'industria die Industrieil calcio der Fußball); da ihre Bedeutung nicht qualifizierend, sondern klassifizierend ist, können sie in der Regel nicht gesteigert und nicht prädikativ verwendet werden: vgl. ita. ?un problema molto fiscale ein sehr steuerliches Problem?Questa zona è industriale Diese Gegend ist industriell. Zahladjektive quantifizieren ihr Bezugssubstantiv und können – wie relationale Adjektive – nicht gesteigert und nur attributiv gebraucht werden (ita. le due macchine die zwei Autos). 
4. Adverb (Adv, ita. avverbio): vgl. ita. qui hierieri gestern, spesso oft, bene gut, male schlecht, prudentemente vorsichtig usw.2
5. Präposition (P, ita. preposizione): vgl. ita. (Dativmarker oder mit lokal-direktionaler Bedeutung in, nach), in in, di vonda von, aus, seit, per für, durch usw.
6. Koordinierende Konjunktion (Conj, ita. congiunzione coordinativa): vgl. ita. e und, o oder, ma aber
7. Subordinierende Konjunktion (Subjunktion, C(omp), ita. congiunzione subordinativa): vgl. ita. che der/die/das, perché weil, da, damit, poiché weil, da, benché obwohl, se wenn, falls, prima che bevor usw.
8. Determinierer (D, ita. determinante oder determinatore)3
  8.1 Bestimmter, unbestimmter und Teilungsartikel (ita. articolo determinativo, indeterminativo, partitivo): vgl. ita. il (best. Artikel, mask., Sing.), lo (best. Artikel, mask., Sing.), la (best. Artikel, fem., Sing.), (best. Artikel, mask., Plur.), gli (best. Artikel, mask., Plur.), le (best. Artikel, fem., Plur.); un(o) (unbest. Artikel, mask., Sing.), una (unbest. Artikel, fem., Sing.); del (Teilungsartikel, mask., Sing.), dello (Teilungsartikel, mask., Sing.), della (Teilungsartikel, fem., Sing.), dei (Teilungsartikel, mask., Plur.), degli (Teilungsartikel, mask., Plur.), delle (Teilungsartikel, fem., Plur.)
  8.2 Demonstrativdeterminierer (ita. traditionell aggettivo dimostrativo):4 vgl. ita. questo, quel(lo), codesto in Verwendungen wie in questo ragazzo dieser Junge
  8.3 Indefinitdeterminierer (ita. traditionell aggettivo indefinito): vgl. ita. ogni jeder/jede/jedes, ciascun(o) jeder, qualunque jeder/jede/jedes beliebige, nessun(o) kein, molto viel, tanto vieltroppo zu viel usw. in Verwendungen wie in Sono venute molte amiche Es sind viele Freundinnen gekommen
  8.4 Interrogativdeterminierer (ita. traditionell aggettivo interrogativo): vgl. ita. che welcher/welche/welches, quale welcher/welche/welches, quanto wie viel usw. in Verwendungen wie in Che libro hai comprato? Welches Buch hast du gekauft?
9. Pronomen (Pron, ita. pronome)
  9.1 Personalpronomen (ita. pronome personale): vgl. ita. io ich, tu du, lui er, lei sie, noi wir, voi ihr usw.5
  9.2 Demonstrativpronomen (ita. pronome dimostrativo): vgl. ita. questo diese(r/s) hierquello jene(r/s) dortcodesto diese(r/s) daciò dies in Verwendungen wie in Questo è un problema difficile Das ist ein schwieriges Problem
  9.3 Indefinitpronomen (ita. pronome indefinito): vgl. ita. ognuno jeder, molto viel, nessuno niemand, keiner usw. in Verwendungen wie in Nessuno si è accorto della sua scomparsa Niemand hat sein/ihr Verschwinden bemerkt
  9.4 Interrogativpronomen (ita. pronome interrogativo): vgl. ita. Chi? Wer?, Che? Was?, Quanto? Wie viel?, Quale? Welcher/welche/welches?
  9.5 Relativpronomen (ita. pronome relativo): vgl. ita. che der/die/das, cui dem/der/denen, dessen/derenil quale der usw.

Wortarten werden auch als elementare syntaktische Kategorien bezeichnet. Dieser Terminus bringt zum Ausdruck, dass es sich bei Wortarten um Klassen von Wörtern mit gemeinsamen morphologischen, syntaktischen und teilweise auch semantischen Eigenschaften handelt. So haben beispielsweise alle italienischen Substantive ein dem Wort inhärentes Genus (maskulin oder feminin).6 Ferner können Substantive, sofern die Semantik es erlaubt, im Singular und im Plural erscheinen und sich mit näheren Bestimmungen (Attributen wie z.B. Adjektiven) und einleitenden Determinierern zu Nominalphrasen verbinden (vgl. oben, ita. le vecchie strade die alten Straßen).

Wie bereits in Abschnitt 1 erwähnt wurde, werden die elementaren Einheiten der Syntax zu größeren Konstituenten, sogenannten Phrasen, kombiniert (und zwar durch eine syntaktische Operation Merge, wie man in der neueren Syntaxtheorie sagt (s. Chomsky 2015, 208)). Dabei sind bestimmte Kombinationsregeln zu beachten (zum Beispiel muss der Determinierer in einer Nominalphrase stets vor dem Substantiv stehen: ita. le strade die Straßen, aber *strade le; vgl. auch Anm. 4). Man spricht hier von Phrasenstrukturregeln; diese können wir als Formeln darstellen. Beispielsweise kann eine Phrasenstrukturregel, die für Adjektivphrasen wie ita. molto stanco sehr müde gilt, kurz als “AP → Adv A” notiert werden. Man kann diese Regel top down verstehen – im Beispiel: Eine Adjektivphrase kann im Italienischen aus einem Adjektiv und einem vorausgehenden Adverb gebildet werden – oder auch bottom up – ein Adverb und ein nachfolgendes Adjektiv können zusammen eine Adjektivphrase bilden (jedoch keine Adverbphrase und erst recht keine Phrase einer anderen Kategorie). Die größere syntaktische Einheit steht also in der Formel links vom Pfeil und wird gebildet aus ihren rechts vom Pfeil stehenden unmittelbaren Konstituenten.

So wie wir oben verschiedene Wortarten unterschieden haben, können wir nun auch verschiedene Arten von Phrasen, sogenannte Phrasenkategorien, unterscheiden.

Wie wir in (1) und (2) schon gesehen haben, besteht eine Nominalphrase (NP, ita. sintagma nominale) in jedem Fall aus einem substantivischen Kern oder Kopf (eng. head, ita. testa). Die Redeweise von den Köpfen suggeriert dabei eine Reihe von syntaktischen Eigenschaften: Phrasenköpfe sind obligatorisch, und jede Phrase hat genau einen Kopf. Wie bei Menschen oder Tieren, so bestimmt oder regiert der Kopf auch in der Syntax alle übrigen Teile des Körpers bzw. der Phrase. Schließlich steht der Kopf meist peripher, beim Menschen (in aufrechter Haltung) ganz oben, in der Syntax entweder ganz links, d.h. am Anfang einer Phrase, oder ganz rechts, also am Ende der Phrase. In der Regel werden Nominalphrasen durch einen Determinierer eingeleitet. Außerdem können hinzu­kommen: attributivische Adjektivphrasen vor oder nach dem Substantiv (7a); Präpositionalphrasen nach dem Substantiv, etwa solche mit possessiver Semantik (7b); oder subordinierte Sätze, zum Beispiel Relativsätze (7c):

(7) a. ita. un gatto nero 
    eine schwarze Katze
  b.  ita. il figlio di Paolo 
    der Sohn von Paolo
  c. ita. il film che abbiamo visto ieri 
    der Film, den wir gestern gesehen haben

Pronomina sowie die meisten Eigennamen bilden ohne Determinierer eine vollständige Phrase. Sie treten aber in den gleichen Strukturpositionen auf wie die durch Determinierer eingeleiteten nominalen Phrasen:

(8) a. ita. Molti studenti/Molti lavorano per mantenersi. 
    Viele Studenten/Viele arbeiten für den Lebensunterhalt.
  b.  ita. La regione della Toscana/Siena è bellissima.  
    Die Region Toskana/Siena ist wunderschön.

Eine Verbalphrase (ita. sintagma verbale) umfasst neben einer finiten Verbform (z.B. ita. dorme (er/sie/es) schläft, vogliamo (wir) wollenhanno (sie) haben) und/oder einer infiniten Verbform (z.B. einem Infinitiv, ita. aprire öffnen, oder einem Partizip, ita. dato gegeben) auch alle Verbergänzungen mit Ausnahme des Subjekts, vgl. (9):

(9) a. ita. dorme 
    (er/sie/es) schläft
  b. ita. vogliamo aprire la finestra 
    (wir) wollen das Fenster öffnen
  c. ita. hanno dato il libro a Maria 
    (sie) haben Maria das Buch gegeben

Auch Adjektivphrasen (AP, ita. sintagma aggettivale) und Adverbphrasen (AdvP, ita. sintagma avverbiale) können neben ihrem adjektivischen (ita. stanco müde in (10a)) bzw. adverbialen Kern (ita. bene gut in (10b)) weitere Elemente umfassen. – Präpositionen nehmen innerhalb von Präpositionalphrasen (PP, ita. sintagma preposizionale) meist ein nachfolgendes Pronomen oder aber eine Phrase mit Substantiv wie in (10c) zu sich:

(10) a. ita. molto stanco dal lavoro 
    sehr müde von der Arbeit
  b. ita. abbastanza bene 
    ziemlich gut
  c. ita. in queste circostanze 
    unter diesen Umständen

Jede Phrase hat, wie bereits erwähnt, genau einen Kopf, welcher der Phrasenkategorie ihren Namen gibt. Phrasen bezeichnet man auch als maximale Projektion ihres Kopfes (VP ist also beispielsweise eine maximale Projektion von V). Köpfe können niemals weggelassen werden, sie sind obligatorisch. So besteht etwa die Phrase ita. stilisticamente elegante stilistisch elegant im folgenden Beispiel aus einem Adverb und einem Adjektiv:

(11) a. ita. un romanzo [stilisticamente elegante
    ein stilistisch eleganter Roman
  b. ita. un romanzo elegante
    ein eleganter Roman
  c. ita. *un romanzo stilisticamente

Die Weglassprobe, auch Tilgungstest genannt, zeigt, dass ita. elegante elegant der Kopf der Phrase ist, denn nur das Adverb ita. stilisticamente stilistisch kann innerhalb der NP ohne Grammatikalitätsverlust weggelassen werden. Es handelt sich also um eine Adjektivphrase (AP → Adv A).

Konstituenten, die strukturell von einem Phrasenkopf abhängen, nennt man Komplemente oder Argumente ihres Kopfes. Oft sind auch Komplemente nicht weglassbar, dies gilt aber nicht immer. So erfordern transitive Verben wie ita. accarezzare streicheln oder ita. battere schlagen aufgrund ihrer Argumentstruktur zwingend die Setzung eines direkten Objekts (accarezzare il gatto die Katze streicheln, battere suo fratello seinen Bruder schlagen); die unterstrichenen Nominalphrasen sind also obligatorische Komplemente des Verbs. Nicht-obligatorische Komplemente sind dagegen Präpositionalphrasen, die als Ergänzung eines Adjektivs fungieren, wie in ita. contento (del risultato) zufrieden (mit dem Ergebnis).

Konstituenten, die nicht in der Argumentstruktur eines phrasalen Kopfes verankert sind, bezeichnet man als Adjunkte. Sie können immer weggelassen werden, ohne dass der Satz dadurch ungrammatisch wird: ita. Gianni accarezza un gatto (nel cortile) Gianni streichelt eine Katze (im Hof), Maria dorme (fino alle 11) Maria schläft (bis 11 Uhr)prosciutto (di Bologna) Schinken (aus Bologna).

Wenn der Phrasenkopf bestimmte morphosyntaktische Eigenschaften seiner Komplemente festlegt, spricht man von Rektion. So regiert etwa im Deutschen die Präposition für den Akkusativ; d.h. die Phrase, mit der deu. für eine Präpositionalphrase bildet, muss im Akkusativ stehen (deu. für diese Frau, *für dieser Frau). Dagegen regiert etwa die Präposition deu. bei den Dativ (deu. bei dieser Frau, *bei diese Frau).

Um phrasale Einheiten im Satz zu identifizieren, ist die Ersetzungsprobe, auch Substitutionstest genannt, hilfreich, denn oft können komplexe Phrasen durch eine einfachere Form ersetzt werden (vgl. (12a,b) sowie (12c,d)). Um Konstituenten zu kennzeichnen, kann man sie in eckige Klammern setzen. Die Kategorie der Konstituente wird vor oder hinter der Klammer durch ein tiefgestelltes Kategoriensymbol notiert. Beispiele für eine solche annotierte Klammerdarstellung (eng. labeled bracketing) finden sich in (12):

(12) a. ita. [Mia madre]NP non trova [le chiavi]NP
    Meine Mutter findet die Schlüssel nicht.
  b. ita. Lei non le trova. 
    Sie findet sie nicht
  c. ita. [I miei genitori]NP abitano [a Roma]PP
    Meine Eltern leben in Rom.
  d. ita. Loro abitano
    Sie leben dort.

Eine systematische Übersicht über syntaktische Testverfahren geben wir in Abschnitt 4.

3. Die Hierarchie der Konstituenten im Satz

Wie wir gesehen haben, ist Konstituenz eine hierarchische Beziehung zwischen größeren syntaktischen Einheiten und ihren unmittelbaren Konstituenten. Konstituenz wird dabei in Sprachen wie dem Italienischen grundsätzlich binär analysiert, d.h. jede komplexe Konstituente enthält oder dominiert höchstens zwei unmittelbare Konstituenten. So besteht etwa die Verbalphrase ita. apre la finestra (er/sie/es) öffnet das Fenster aus drei Wörtern. Nach der Regel VP → V NP wird die Verbalphrase unmittelbar gebildet aus dem Verb apre (er/sie/es) öffnet als erster und der Nominalphrase la finestra das Fenster als zweiter Konstituente. Die Nominalphrase la finestra untergliedert sich ihrerseits nach der Regel NP → D N.

Zur Beschreibung der Konstituenzbeziehungen verwendet man neben der annotierten Klammerschreibweise auch die graphische Darstellung in einem Syntaxbaum (eng. syntax tree, ita. albero sintattico). Syntaxbäume sind allerdings auf den Kopf gestellte Bäume, d.h. ihre ‘Wurzel’ ist oben und die ‘Äste’ oder Verzweigungen verlaufen nach unten. Alle Verzweigungspunkte oder Knoten bilden Konstituenten. Die Konstituentenkategorie wird im Syntaxbaum meist direkt am entsprechenden Knoten notiert. Ganz unten, als ‘Blätter’, erscheinen die Wörter, aus denen die syntaktischen Einheiten bestehen. Unter (13) stellen wir die Verbalphrase ita. apre la finestra in einem Baumdiagramm dar:

Vielfach werden bei der Beschreibung von Baumdiagrammen die Begriffe Mutterknoten, Schwesterknoten und Tochterknoten verwendet, in metaphorischer Anlehnung an Stammbäume zur Darstellung von Verwandtschaftsbeziehungen (wobei die Beziehungen in der Syntax allesamt nur ‘von Frau zu Frau’ benannt werden): So ist in (13) die NP ‘Mutter’ von D und N, d.h. die NP-Konstituente untergliedert sich in zwei Konstituenten der Kategorien D und N. Gleichzeitig ist diese NP ihrerseits ‘Tochter’ der VP, also ein Bestandteil der VP-Konstituente, sowie ‘Schwester’ von V. Ein weiterer für das Sprechen über Syntaxbäume wichtiger Terminus ist der der Dominanz: Weil die VP in (13) direkt über V und NP steht, sagt man, die VP dominiert unmittelbar V und NP. Die VP-Konstituente dominiert ebenfalls, aber nicht unmittelbar, D und N.

Phrasen, die aus mehr als zwei Elementen bestehen, können bei einer binären Analyse Konstituenten enthalten, die selbst keine Phrasen sind, die aber mehr als nur ein Wort umfassen. Solche intermediären Konstituenten – sie sind subphrasal, aber größer als minimal – werden häufig mit dem Konstituentensymbol des Kopfelements und einem nachfolgenden Apostroph markiert. So steht etwa N’ (N-Strich, eng. auch N-prime oder N-bar) für die Kategorie nominaler Konstituenten, die noch keine vollständige Nominalphrase darstellen, jedoch mehr als nur ein Nomen umfassen. Unter (14) geben wir ein Beispiel:

Hier muss die AP ita. orgogliosa di suo figlio stolz auf ihren Sohn zunächst mit dem N ita. madre Mutter zu einer Zwischenkonstituente N’ verbunden werden. Erst die Verbindung von N’ mit dem Determinierer ergibt eine maximale Projektion, also eine vollständige Phrase.

Auffällig und typisch für Sprachen wie das Italienische ist, dass der Syntaxbaum nach rechts stärker verzweigt als nach links: Die (nicht weiter verzweigenden) Köpfe stehen nämlich meist links, die Ergänzungen und weitere Modifikatoren der Köpfe stehen dagegen rechts. Man sagt, die Syntax des Italienischen ist überwiegend linksköpfig (eng. head-initial) oder rechtsverzweigend (eng. right-branching).

Eine Ausnahme von der Linksköpfigkeit scheint im Italienischen die Nominalphrase zu bilden, wo das Nomen ja zwingend rechts vom Determinierer erscheint. Allerdings gibt es seit den 1980er Jahren zahlreiche Vertreter der sogenannten DP-Hypothese. Nach dieser Auffassung ist in einer Phrase wie ita. una madre eine Mutter nicht madre, sondern una der Kopf, so dass die Phrase konsequenterweise nicht als Nominalphrase, sondern als Determiniererphrase (DP) zu bezeichnen ist (s. Vincent 2017). Argumente, die für eine solche Analyse als DP angeführt werden, sind insbesondere die für Köpfe typische periphere Position des Determinierers, der ja – im Gegensatz zum Nomen – immer ganz links steht, sowie die Tatsache, dass Determinierer im modernen Italienischen weitgehend obligatorisch sind. Außerdem spielen die semantischen Eigenschaften von Determinierern, etwa ihre Definitheit oder Indefinitheit, für die Satzsyntax eine wichtige Rolle, etwa bei der Variation zwischen prä- und postverbaler Position von Subjekten. Die Analyse des Beispiels (14) ist unter einer solchen DP-Annahme wie folgt zu modifizieren:

Wir sehen, dass in (15) die Köpfe der Phrasen ausnahmslos links von den Nicht-Kopf-Konstituenten stehen und dass nun auch die Konstituente ita. madre orgogliosa di suo figlio auf ihren Sohn stolze Mutter phrasalen Status erhält. Denn in einer Phrase wie ita. una madre eine Mutter ist nach der DP-Auffassung bereits madre Mutter allein eine Nominalphrase, auch wenn sie nur aus einem Nomen besteht.

Wie ist nun die Konstituentenstruktur auf Satzebene zu beschreiben? – Traditionell wurde als Kategorie des obersten ‘Wurzelknotens’ Satz (S) angesetzt, der sich in eine Konstituente mit Subjektfunktion und die Verbphrase untergliedert, wie unter (16) zu sehen ist:

Allerdings verstößt die Analyse unter (16) gegen das ansonsten gut etablierte Prinzip, wonach syntaktische Phrasen grundsätzlich endozentrisch sind, also immer die Kategorie einer ihrer unmittelbaren Konstituenten nach oben fortsetzen: Eine Nominalphrase enthält ein Nomen als Kopf, eine Adjektivphrase ein Adjektiv usw. Die moderne Syntax vertritt daher die Auffassung, dass auch ein Satz wie unter (16) endozentrisch ist, nämlich eine maximale Projektion bestimmter Merkmale der Verbflexion. Deshalb werden Sätze heute als Flexionsphrasen (eng. inflectional phrase, IP) oder, noch etwas spezifischer, als Tempusphrasen (eng. tense phrase, TP) bezeichnet. Die strukturelle Dominanz des Tempus zeigt sich besonders deutlich in Sätzen mit einem verbalen Prädikat, das mit einem Hilfsverb (Auxiliar, ita. ausiliare) gebildet wird. Unter (17) geben wir ein erstes Beispiel für eine TP-Analyse. Es gilt nun nicht mehr S → DP VP wie in (16), sondern TP → DP T’. T’ wiederum dominiert als unmittelbare Konstituente den Tempusmarker T (ita. ha hat) und die VP, deren Kopf V nunmehr auf den lexikalischen Teil der Verbform (das Partizip ita. aperto geöffnet) reduziert ist.

Damit wir auch Sätze, die kein Auxiliar beinhalten, nach der TP-Auffassung analysieren können, müssen wir eine sogenannte Bewegung der finiten, tempusmarkierten Verbform von V nach T ansetzen. In (18) ist die Bewegung des Finitums apre dadurch markiert, dass dieses nunmehr in der T-Position erscheint, während es in der V-Position, seiner ursprünglichen Position, durchgestrichen wurde:

Für eine genauere Darstellung sei auf Gabriel u.a. (2018) verwiesen.

4. Syntaktische Funktionen und syntaktische Tests

Nach den Kategorien syntaktischer Konstituenten kommen wir nun zu ihren Funktionen: Wie wir uns leicht klarmachen können, kann ein und dieselbe Konstituente in verschiedenen Sätzen unterschiedliche Funktionen erfüllen. So ist in (19a) die DP (oder, nach älterer Auffassung, NP) ita. il cane der Hund direktes Objekt, in (19b) hingegen Subjekt:

(19) a. ita. Paolo vede il cane
    Paolo sieht den Hund.
  b. ita. Il cane vede Paolo
    Der Hund sieht Paolo.

Auch für Konstituenten anderer syntaktischer Kategorien zeigt sich, dass sie unterschiedliche Funktionen im Satz haben können:

(20) a. ita. Il marito [di Maria]PP arriva [alle sette]PP
    Der Mann von Maria kommt um 7 Uhr.
  b.  ita. Dopo questa [lunga]AP serata tutti erano [molto stanchi]AP
    Nach diesem langen Abend waren alle sehr müde.

Während in (20a) die Präpositionalphrase ita. di Maria von Maria als Attribut eine nähere Bestimmung des Nomens ita. marito Ehemann leistet (welcher Ehemann?), ist ita. alle sette um 7 Uhr ein Adverbial, das den dargestellten Sachverhalt (das Nach-Hause-Kommen von Marias Mann) zeitlich situiert. In (20b) fungiert die (minimale) Adjektivphrase ita. lunga langen – wie die PP ita. di Maria in (20a) – als Attribut, hier zum Nomen ita. serata Abend; dagegen ergänzt ita. molto stanchi sehr müde als sogenanntes Subjektsprädikativ das Verb ita. essere sein zum vollständigen Prädikat. Molto stanchi könnte nicht ohne Grammatikalitätsverlust getilgt werden, ist also eine obligatorische Ergänzung, während lunga fakultativ ist.

Ähnlich wie bei den syntaktischen Kategorien besteht auch bei den syntaktischen Funktionen keineswegs vollständige Einigkeit hinsichtlich des Inventars, das für die Beschreibung des Italienischen anzusetzen ist. Einigkeit besteht jedoch dahingehend, dass das von einer Verbalprase gebildete Prädikat zusammen mit dem Subjekt ein auch semantisch grundlegendes Paar syntaktischer Basisfunktionen bildet.

Viele Prädikate umfassen neben dem Verb auch ein oder zwei Objekte. Hierbei wird zwischen direkten, indirekten und präpositionalen Objekten sowie adverbialen Ergänzungen unterschieden: Direkte Objekte können im Italienischen nicht durch eine Präposition eingeleitet werden, haben also die Form einer DP (21a) oder eines entsprechenden Pronomens. Indirekte nicht-pronominale Objekte werden durch die Präposition a eingeleitet  und entsprechen häufig, wenn auch nicht immer, Dativobjekten im Deutschen (21b). Bei Präpositionalobjekten regiert das Verb eine bestimmte Präposition (21c), wohingegen bei adverbialen Ergänzungen (auch obligatorische Adverbiale7 genannt) das Verb in seiner Phrase ein weiteres, im Normalfall postverbales Satzglied verlangt, dessen syntaktische Kategorie es jedoch nicht eindeutig festlegt (21d). Unter (21) geben wir jeweils ein Beispiel für die vier genannten Typen von Objekten:

(21) a. ita. Giulia vorrebbe mangiare una pizza
    Giulia würde gerne eine Pizza essen.
  b. ita. Paolo ha regalato un mazzo di fiori a Giulia/a sua nonna/alla sua vicina
    Paolo hat Giulia/seiner Oma/seiner Nachbarin einen Blumenstrauß geschenkt.
  c. ita. Questa decisione non dipende da me/da noi/dai miei genitori
    Diese Entscheidung hängt nicht von mir/uns/meinen Eltern ab.
  d. ita. Fabio ha sempre vissuto con il suo gatto/a Napoli/in Sicilia/lì
    Fabio hat immer mit seiner Katze/in Neapel/in Sizilien/dort gelebt.

Wie wir in (20b) schon gesehen haben, muss bei Kopulaverben wie ita. essere sein und einigen kopulaartigen Verben wie diventare werden oder restare bleiben zum finiten Prädikatskern noch ein sogenanntes Subjektsprädikativ hinzutreten, welches dem Subjekt eine dauerhafte oder vorübergehende Eigenschaft zuschreibt (22a) oder es anderweitig identifiziert oder charakterisiert (22b). Außerdem gibt es Objektsprädikative, mit denen dem direkten Objekt beispielsweise eine Eigenschaft (22c) oder ein aus dem Verbgeschehen resultierender Zustand (22d) zugeschrieben wird:

(22) a. ita. Luca è diventato papà/presidente
    Luca ist Vater/Präsident geworden.
  b. ita. Maria è la migliore studentessa della classe
    Maria ist die beste Schülerin der Klasse.
  c. ita. Il caffè, lo preferisco senza zucchero.
    Kaffee trinke ich lieber ohne Zucker.
  d. ita. Questo trattamento rende il materiale denso e resistente
    Diese Behandlung macht das Material dicht und widerstandsfähig.

Subjekte, Objekte und die Prädikative werden im Deutschen als Ergänzungen des verbalen Prädikats bezeichnet. Dagegen sind fakultative Adverbiale wie die unterstrichenen Satzglieder unter (23a,b,c) keine Ergänzungen, sondern (freie) Angaben. Wie bereits in Anm. 2 erwähnt, können solche Angaben in vielfältiger Weise räumliche, zeitliche oder andere Informationen zum ausgedrückten Sachverhalt geben oder auch die Einstellung des Sprechers zum Sachverhalt ausdrücken. Als Adverbial können verschiedene Phrasentypen (PP, AdvP, DP) fungieren. Wichtig ist allerdings die Unterscheidung zwischen fakultativen Adverbialen (Angaben) und den bereits unter (21d) eingeführten obligatorischen Adverbialen, die Ergänzungscharakter haben (vgl. ita. a casa zu Hause in (23b) oder ita. al cinema ins Kino in (23c)):

 (23)  a.  ita. Massimo lavora di solito a casa
    Massimo arbeitet für gewöhnlich zu Hause.
   b.  ita. Oggi Daniela è rimasta a casa tutto il giorno
    Heute ist Daniela den ganzen Tag zu Hause geblieben.
   c.  ita. Purtroppo Simona è andata al cinema con una sua amica.   
    Leider ist Simona mit einer Freundin ins Kino gegangen.

Alle syntaktischen Funktionen sind relationale Begriffe, d.h. Simona in (23c) ist nicht per se Subjekt, sondern Subjekt des Satzes in (23c).

Von den auf Satzebene relevanten syntaktischen Funktionen Subjekt, Prädikat, Objekt, Subjekts- und Objektsprädikativ sowie fakultatives Adverbial sind zwei syntaktische Funktionen zu unterscheiden, die lediglich Adjunkte von Nominalphrasen (und damit keine Satzglieder) sind. Zum einen sind dies nähere Bestimmungen oder Attribute eines Substantivs, zum anderen Appositionen. Während Attribute in der Regel die Referenz ihres Bezugsnomens einschränken (24a,b), geben Appositionen zusätzliche Informationen zu einer Nominalphrase, die aber auch ohne diese Zusatzinformation schon eindeutig in ihrer Referenz festgelegt ist (24c). Im Unterschied zu Attributen sind Appositionen von ihrer Bezugseinheit typischerweise intonatorisch (und im Schriftbild durch Kommata) abgetrennt.

(24) a. ita. una camicia bianca 
    ein weißes Hemd
  b. ita. la camicia di Gianni
    Giannis Hemd
  c. ita. Pier Paolo Pasolini, scrittore e regista italiano 
    Pier Paolo Pasolini, italienischer Schriftsteller und Regisseur

Insgesamt ergeben sich somit die acht unter (25) aufgelisteten syntaktischen Funktionen:

(25)  

1.  Subjekt eines Satzes (ita. soggetto)
2.  Prädikat eines Satzes (ita. predicato)
3.  Objekt eines Verbs (ita. oggetto oder complemento oggetto)
  3.1 Direktes Objekt (ita. complemento oggetto diretto, COD)
  3.2 Indirektes Objekt, mit ita. a angeschlossen (ita. complemento oggetto indiretto, COI)
  3.3 Präpositionalobjekt (ita. complemento preposizionale, CPrep), vgl. ita. pensare a denken an, dipendere da abhängen vonvergognarsi di sich schämen für
  3.4 Obligatorisches Adverbial/Adverbiale Ergänzung (ita. complemento circostanziale)
4. Subjektsprädikativ  (ita. complemento predicativo del soggetto)
5. Objektsprädikativ eines direkten Objekts (ita. complemento predicativo dell’oggetto)
6. Fakultatives Adverbial/Adverbiale Angabe der Verbalphrase oder des Satzes (ita. complemento circostanziale)8
7. Attribut eines Nomens, Adjektivs oder Adverbs (ita. attributo)
8. Apposition einer Determiniererphrase (ita. apposizione)

Die Bestimmung der syntaktischen Funktionen (Subjekt, Objekt, Adverbial usw.) und die Bestimmung der Konstituentenkategorien stellt zwei unterschiedliche Aufgaben dar, die klar voneinander getrennt werden sollten. Nichtsdestoweniger lassen sich häufig aus einem Syntaxbaum die syntaktischen Funktionen von Phrasen ablesen. So kommt die funktionale Gliederung des Satzes in Subjekt und Prädikat in der Konstituentenstruktur deutlich zum Ausdruck, denn in der Regel sind die beiden unmittelbaren Konstituenten des Satzes (TP) eine Determiniererphrase, die als Subjekt fungiert, und eine Konstituente T’ in der Funktion des Prädikats. Vgl. dazu Beispiel (18). 

Im Unterschied zu Sprachen wie Deutsch, Englisch oder Französisch (und ähnlich wie im Lateinischen und Spanischen) muss im Italienischen nicht jeder finite Satz ein eigenes Subjekt als Satzglied aufweisen. In einem Satz wie ita. Ho molta fame Ich habe großen Hunger entspricht dem deutschen Subjektpronomen ich im Italienischen kein eigenes Wort, auch weil die Verbflexion bei Formen wie ita. ho ich habe Person und Numerus (und somit hier die Referenz auf den Sprecher) eindeutig zum Ausdruck bringt. Auch bei einer Satzfolge wie unter (26a) hat der zweite Satz kein Subjekt als eigenes Satzglied: Er hat kein overtes Subjekt, sondern ein Nullsubjekt. Nullsubjekte können wir, wie andere Nullelemente in der Grammatiktheorie, durch das Zeichen für die leere Menge Ø notieren. In diesem Fall ist das Subjekt des ersten Satzes auch für den zweiten Satz als Subjekt zu interpretieren, was durch die gleichen tiefgestellten Kleinbuchstaben (Indizes) unter (26b) ausgedrückt wird:

(26) a. ita. I bambini erano molto stanchi. Dormivano profondamente.  
    Die Kinder waren sehr müde. Sie schliefen tief.
  b. ita. [I bambini]i erano molto stanchi. Øi dormivano profondamente.

In Syntaxanalysen werden Nullsubjekte in finiten Sätzen als pro notiert, so dass sich für den zweiten Satz in (26a,b) eine Darstellung wie unter (27) ergibt:

Wie das Lateinische und Spanische ist somit auch das Italienische eine Nullsubjektsprache (eng. null subject language oder pro-drop language), denn in finiten Sätzen ist kein Subjekt als eigenes Satzglied obligatorisch. Deutsch, Englisch und Französisch sind dagegen Nichtnullsubjektprachen, denn zumindest in den Standardvarietäten muss in vollständigen Sätzen ein overtes Subjekt vorhanden sein (vgl. deu. *Schliefen tief und fest).9

Im Unterschied zu Subjekten sind Objekte Teil der Verbalphrase; sie sind Komplemente von V, gehören also syntaktisch (und semantisch) enger zum Verb als Subjekte. Schließlich bestimmt das Verb darüber, ob es überhaupt Objekte zu sich nimmt und, wenn ja, wie viele und von welchem Typ. Dabei gilt, dass direkte Objekte enger mit dem Verb verbunden sind als indirekte, was auch in Syntaxbäumen wie unter (28) zu erkennen ist. Bei Verben, die in der Regel sowohl ein direktes als auch ein indirektes Objekt erfordern, weist die Kategorisierung V’ für die Einheit aus Verb und direktem Objekt darauf hin, dass diese Verbindung noch keine vollständige Verbalphrase darstellt (z.B. ita. dato il libro das Buch gegeben). Aus Gründen der Übersichtlichkeit verzichten wir in (28) auf eine vollständige Analyse, sondern konzentrieren uns auf die wesentlichen Verzweigungen und verwenden Dreieckssymbole als ‘abkürzende’ graphische Notationen für unvollständig analysierte Konstituenten:

Subjektsprädikative erscheinen als obligatorische Komplemente eines Kopulaverbs. In der syntaktischen Tiefenstruktur geht man hier von einer besonderen Konstruktion aus: Dabei wird die prädikative Relation zwischen Subjekt und Subjektsprädikativ (das Subjektsprädikativ bildet die Aussage über das Subjekt) als sogenannter Small Clause oder – noch spezifischer – als Prädikatorenphrase (PredP) modelliert. Damit ein vollständiger Satz entsteht, wird das Subjekt (im Beispiel die DP questo ragazzo dieser Junge) aus seiner PredP-internen Basisposition nach oben bewegt.

Bei Adverbialen sind verschiedene semantische Typen zu unterscheiden, die meist auch unterschiedliche syntaktische Stellungsmöglichkeiten aufweisen: Bezieht sich ein Adverbial auf einen durch das verbale Prädikat ausgedrückten Vorgang oder Zustand, so gilt es als Teil der Verbalphrase, wie ita. gentilmente freundlich im Beispiel (30a). Drückt das Adverbial dagegen die Einstellung des Sprechers zu dem behaupteten Sachverhalt aus, wie ita. per fortuna zum Glück in (30b), so muss es außerhalb der Verbalphrase angegliedert sein:

(30) a. ita. [Ø [Hanno[rispostogentilmente alla mia domanda]VP]T’]TP
    Sie haben meine Frage freundlich beantwortet.
  b. ita. Per fortuna[Ø [ha[dimenticatoV le chiavi]VP]T’]TP
    Zum Glück hat er/sie die Schlüssel vergessen.

Um zu ermitteln, welche syntaktische Funktion eine Konstituente in einem gegebenen Satz erfüllt, helfen syntaktische Testverfahren, zum Beispiel Weglass- und Ersetzungstests. Bei letzteren kann insbesondere die Ersetzung durch einen Frageausdruck oder durch ein Pronomen aufschlussreich sein. So sind direkte Objekte in der Regel durch die unbetonten Formen ita. lo/la/li/le pronominalisierbar:

(31) a. ita. Ho comprato le scarpe rosse.     
→  Le ho comprate.
    Ich habe die roten Schuhe gekauft.    Ich habe sie gekauft.
  b. ita. Speriamo che siano sopravvissuti.10   
→    Lo speriamo. 

 

    Wir hoffen, dass sie überlebt haben.   Wir hoffen es.

Quantifizierte direkte Objekte mit Partitivartikel oder Mengenausdrücken können durch die klitische Form ita. ne ersetzt werden:

(32) a. ita. Ho comprato delle mele.                      Ne ho comprate.
    Ich habe Äpfel gekauft.   Ich habe welche gekauft.
  b. ita. Ci ho messo un po’ di farina.          →   Ce ne ho messo un po’.
    Ich habe ein bisschen Mehl hinzugegeben.   Ich habe ein bisschen davon hinzugegeben.

Indirekte Objekte sind durch die unbetonten Formen ita. gli/le/loro ersetzbar:

(33) a. ita. Ho dato il libro a Gianni/a Laura.        Gli/Le ho dato il libro.
    Ich habe das Buch Gianni/Laura gegeben.   Ich habe ihm/ihr das Buch gegeben.
  b. ita. Ho dato il libro agli amici.                                                                                 Ho dato loro il libro. / Gli ho dato il libro. (sprechsprachlich)
    Ich habe das Buch den Freunden gegeben.   Ich habe ihnen das Buch gegeben.

Es gibt aber auch mit ita. a angeschlossene Präpositionalobjekte. Diese können im Standarditalienischen durch a lui/lei/loro substituiert werden, wenn auf Personen referiert wird, ansonsten durch ci (die indirekten Objektpronomina gli/le/loro können dagegen nicht für Präpositionalobjekte eingesetzt werden; darin unterscheiden sich Verben mit indirektem Objekt wie dare (a) klar von Verben mit Präpositionalobjekt wie pensare (a) oder rinunciare (a)):

(34) a. ita. Devi pensare a questo problema     Devi pensarci.
    Du musst an dieses Problem denken.   Du musst daran denken.
  b. ita. Devo pensare/rinunciare a Paolo   Devo pensare/rinunciare a lui.
    Ich muss an/auf Paolo denken/verzichten.   Ich muss an/auf ihn denken/verzichten.
  c. ita. Abbiamo rinunciato a farlo.   Ci abbiamo rinunciato.
    Wir haben darauf verzichtet, es zu tun.    Wir haben darauf verzichtet.

Mit ita. di oder da angeschlossene Präpositionalobjekte sind in der Regel durch ita. ne pronominalisierbar:

(35) a. ita. Parliamo di questo problema!     Parliamone!
    Sprechen wir über dieses Problem!   Sprechen wir darüber!
  b.  ita. L’interpretazione dipende dal contesto. L’interpretazione ne dipende.
    Die Interpretation hängt vom Kontext ab.   Die Interpretation hängt davon ab.

Auch mit ita. da angeschlossene adverbiale Ergänzungen oder die in der Passivkonstruktion fakultative Agens-Angabe (ita. complemento d’agente) werden durch ita. ne pronominalisiert (letztere allerdings nur, wenn es sich dabei um keine Person handelt):

(36) a. ita. La gente usciva dal cinema.   La gente ne usciva. (auch: La gente usciva da lì.)
    Die Leute kamen aus dem Kino.     Die Leute kamen heraus.
  b. ita. La città fu distrutta dall’incendio.     La città ne fu distrutta.
    Die Stadt wurde durch den Brand zerstört.   Die Stadt wurde dadurch zerstört.
  c. ita. La città fu distrutta dai nemici. La città fu distrutta da loro.
    Die Stadt wurde von den Feinden zerstört.    Die Stadt wurde von ihnen zerstört.

Bei Infinitiven oder mit ita. che dass eingeleiteten Teilsätzen, die als Subjekt fungieren, empfiehlt sich eine Pronominalisierung durch ita. questo das oder ein Fragetest mit Wer oder was?:

(37) a. ita. Mi piacerebbe fare un bagno. Questo mi piacerebbe.   
    Es würde mir gefallen, ein Bad zu nehmen.    Das würde mir gefallen.
  b. ita. Che tu non sia potuto venire mi dispiace.     Questo mi dispiace.
    Dass du nicht kommen konntest, tut mir leid.    Das tut mir leid.

Objektsprädikative sind durch ita. tale, gegebenenfalls in Verbindung mit einer Präposition, substituierbar:

(38) a. ita. Lo consideravano un traditore. Lo consideravano tale.
    Sie betrachteten ihn als Verräter.    Sie betrachteten ihn als solchen.
  b. ita. L’ha scelto come amico. L’ha scelto come tale.
    Er/sie hat ihn als Freund gewählt.   Er/sie hat ihn als solchen gewählt.

Bei fakultativen Adverbialen sind schließlich, abhängig von der Semantik, unterschiedliche Substitutionen durch ‘minimale’ Adverbien und andere Stellvertreterformen (pro-Formen) möglich, wie unter (39) für einige semantische Subtypen veranschaulicht wird:

(39) a. ita. A Roma ci sono moltissimi musei. ci sono moltissimi musei. (lokal)
    In Rom gibt es sehr viele Museen.   Dort gibt es sehr viele Museen.
  b. ita. Nel Settecento il francese era lingua internazionale di comunicazione. Allora il francese era lingua internazionale di comunicazione. (temporal)
    Im 18. Jahrhundert war das Französische eine internationale Verkehrssprache.   Damals war das Französische eine internationale Verkehrssprache.
  c. ita. Per avere più informazioni devi rivolgerti al capo. A questo scopo devi rivolgerti al capo. (final)
    Für weitere Informationen musst du dich an den Chef wenden.   Hierfür musst du dich an den Chef wenden.
  d. ita. L’hanno buttato fuori perché gli aveva rubato soldi. L’hanno buttato fuori per questo. (kausal)
    Man hat ihn entlassen, weil er ihnen Geld gestohlen hatte.   Man hat ihn deshalb entlassen.

5. Komplexe Sätze und Beziehungen zwischen Teilsätzen

Die genannten syntaktischen Funktionen können nicht nur durch Phrasen erfüllt werden, sondern auch durch untergeordnete oder subordinierte Sätze. Wir haben es dann mit einem komplexen Satz oder Satzgefüge zu tun. Ein subordinierter Satz wird normalerweise durch eine subordinierende Konjunktion (40b,d), seltener auch durch einen Frageausdruck (40c) oder ein Relativum (40a) eingeleitet.

Subordinierte Sätze können innerhalb ihres übergeordneten oder Matrixsatzes verschiedene syntaktische Funktionen erfüllen, insbesondere Subjekt, direktes oder präpositionales Objekt oder fakultatives Adverbial. Entsprechend bezeichnen wir die unterstrichenen subordinierten Sätze in (40) kurz als Subjektsatz (40a), Objektsatz (40b,c) oder Adverbialsatz (40d).

(40) a. ita. Chi dorme non piglia pesci. (Sprichwort)
    Wörtlich: Wer schläft, fängt keine Fische.
  b. ita. Ma ti ho detto che non è possibile. (Direkter Objektsatz; vgl. Ma te l’ho detto.)
    Ich habe dir doch gesagt, dass es nicht geht.
  c. ita. Abbiamo discusso a lungo su cosa si potesse fare. (Präpositionalobjektsatz; vgl. Ne abbiamo discusso a lungo.)
    Wir haben lange darüber diskutiert, was man tun könnte.
  d. ita. Poiché non è venuto nessuno, vi lascio andare a casa. (Kausaler Adverbialsatz; vgl. Perciò vi lascio andare a casa.)
    Da niemand gekommen ist, lasse ich euch nach Hause gehen.

Bei Adverbialsätzen wird eine Reihe semantischer Subtypen unterschieden, für die das Italienische jeweils über eigene subordinierende Konjunktionen verfügt: So gibt es neben lokalen Subjunktionen wie ita. dove wo auch temporale (ita. quando als, mentre während), kausale (ita. perché da, weil, poiché da, weilsiccome da, weil), modale (ita. come wie), konsekutive (ita. sicché so dass), finale (ita. affinché damit), konditionale (ita. se falls, wenn) oder konzessive Subjunktionen (ita. benché obwohl, seppure auch wenn).

Innerhalb eines nominalen Satzglieds können Relativsätze die Referenz des Kopfnomens näher bestimmen oder einschränken. Man spricht hier auch von restriktiven Relativsätzen. Solche Relativsätze haben die syntaktische Funktion eines Attributs zu ihrem Bezugssubstantiv (41a). Seltener begegnen auch nicht-restriktive Relativsätze, welche intonatorisch (bzw. im Geschriebenen durch Kommas) abgegrenzt werden und im Matrixsatz als Apposition fungieren (41b):

(41) a. ita. La studentessa che mi ha fatto tante domande si chiama Gianna.
    Die Schülerin, die mir so viele Fragen gestellt hat, heißt Gianna.
  b.  ita. Stefano, che conosco da piccolo, si è sposato ieri.
    Stefano, den ich von klein auf kenne, hat gestern geheiratet.

Ein subordinierter Satz kann seinerseits übergeordneter Satz für einen oder mehrere weitere subordinierte Teilsätze sein, so dass man subordinierte Sätze ersten, zweiten, dritten usw. Grades unterscheidet. In (42) ist der durch ita. benché obwohl eingeleitete Konzessivsatz subordinierter Satz ersten Grades; er umfasst seinerseits den vom Verb ita. credo ich glaube abhängigen Objektsatz als subordinierten Satz zweiten Grades. Das Objekt ita. quello che volete was ihr wollt des subordinierten Satzes zweiten Grades enthält wiederum einen Relativsatz als subordinierten Satz dritten Grades (vgl. zur syntaktischen Untergliederung auch die Klammerung und die Zeichensetzung in der deutschen Übersetzung):

(42)  ita. Sostengo la vostra iniziativa [anche se non credo [che otterrete quello [che volete]]].
  Ich unterstütze eure Initiative, auch wenn ich nicht glaube, dass ihr bekommen werdet, was ihr wollt.

Die neuere Syntaxtheorie seit Chomsky (1986) kategorisiert subordinierte Sätze als maximale Projektionen der einleitenden Subjunktion. Da diese Subjunktionen, wie bereits erwähnt, auch als Komplementierer (eng. complementizer, C) bezeichnet werden, sprechen wir von Komplementiererphrasen (CP). Unter (43) findet sich ein einfaches Beispiel für die Analyse eines Satzgefüges mit Objektsatz:

Auch in (43) zeigt sich der überwiegend rechtsverzweigende Strukturbildungstyp der italienischen Syntax.

6. Dependenz und Valenz

Neben der Frage, wie die Wörter im Satz zusammengehören, also der Frage nach der syntaktischen Konstituenz, untersucht die Syntax auch die Frage, wie die Wörter im Satz voneinander abhängen. Wie wir in Abschnitt 2 unter (11) schon gesehen haben, hängt etwa in ita. un romanzo stilisticamente elegante ein stilistisch eleganter Roman das Adverb stilisticamente vom Adjektiv elegante ab, aber nicht umgekehrt: elegante bildet für sich alleine ein vollständiges Attribut des Substantivs romanzo (un romanzo elegante ein eleganter Roman), während stilisticamente als Attribut von elegante nicht ohne das Adjektiv verwendet werden kann: *un romanzo stilisticamente ist als Nominalphrase ungrammatisch. Abhängigkeit oder Dependenz spiegelt also die Gerichtetheit syntaktischer Funktionen wider und etabliert hierarchische Beziehungen zwischen den einzelnen Wörtern: stilisticamente hängt von elegante ab, dieses wiederum von romanzo.

Auch in der sogenannten Dependenzgrammatik (ita. grammatica della dipendenza) werden die syntaktischen Relationen graphisch durch Baumdiagramme wiedergegeben. Im Unterschied zur Konstituentenstrukturanalyse nimmt die Dependenzgrammatik jedoch keine abstrakten Phrasenkategorien an, sondern setzt lediglich die ausdrucksseitig sichtbaren Elemente des Satzes, also insbesondere die einzelnen Wortformen, in wechselseitige Relation, wobei das abhängige Element (Dependens) unterhalb des ‘regierenden’ Elements (Regens) erscheint. Somit ergibt sich für unser Beispiel die Darstellung unter (44):

Anders als in den (präziseren) Syntaxbäumen der Konstituentenstrukturanalyse werden in den einfacheren Dependenzbäumen keine Konstituentenkategorien vermerkt. Außerdem fällt in (44) auf, dass der Determinierer ita. un ein als vom Nomen ita. romanzo Roman abhängig betrachtet wird.

Besonders deutlich wird die Relevanz syntaktischer Dependenzbeziehungen im Konzept der Verbvalenz. Der Begriff wurde von Tesnière (1959) aus der Chemie in die Linguistik übertragen und zu einer umfassenden Valenztheorie (ita. teoria valenziale) ausgearbeitet. In der Chemie bezeichnet Valenz das Bindungspotential eines Atoms X, also die Anzahl einwertiger Atome wie Wasserstoff, die zu diesem Atom X hinzutreten und sich mit ihm zu einem Molekül verbinden können. Dieses Konzept der ‘Stelligkeit’ überträgt Tesnière auf die Verben und unterscheidet zwischen null-, ein-, zwei- und dreiwertigen Verblexemen.

Italienische Witterungsverben wie piovere regnen oder nevicare schneien erlauben zumindest in wörtlicher Lesart überhaupt kein syntaktisches Argument, noch nicht einmal ein Subjekt (vgl. *Laura piove Laura regnet), und gelten damit als nullwertig. Einwertige Verben wie ita. dormire schlafen eröffnen nur eine Leerstelle für ein Subjekt (vgl. Laura dorme Laura schläft), während zweiwertige Verben neben dem Subjekt noch genau eine Objektstelle eröffnen. Diese ist meistens durch ein direktes Objekt besetzt (45a); es gibt aber auch zweistellige Verblexeme, die ein Präpositionalobjekt regieren (45b,c). Dreiwertige Verben bieten Leerstellen für ein Subjekt, ein direktes und ein indirektes Objekt (vgl. ita. dare geben) – oder für ein Subjekt, ein direktes Objekt und eine adverbiale Ergänzung wie in (45d). Ob es Verben gibt, die vier oder mehr Valenzstellen aufweisen, ist umstritten – immerhin kann ita. tradurre übersetzen als vierstellig analysiert werden (45e).

(45) a. ita. Gianni accarezza il gatto.
    Gianni streichelt die Katze.
  b. ita. Marco rinuncia ai soldi.
    Marco verzichtet auf das Geld.
  c. ita. Luisa soffre di mal di testa.
    Luisa leidet unter Kopfschmerzen.
  d. ita. Alberto mette la bottiglia sul tavolo.
    Alberto stellt die Flasche auf den Tisch.
  e. ita. Susanna traduce il testo dal tedesco in italiano.
    Susanna übersetzt den Text aus dem Deutschen ins Italienische.

Die zentrale Stellung des Verbs begründet Tesnière damit, dass jedes Verblexem – unabhängig von seiner Aktualisierung in einem konkreten sprachlichen Kontext – einen vollständigen virtuellen Sachverhalt ausdrückt (z.B. die Verben ita. dare, deu. geben den Vorgang des Gebens). Die vom Verb geleistete Sachverhaltsdarstellung impliziert dabei zwangsläufig bestimmte ‘Mitspieler’ oder Aktanten (etwa beim Verb deu. geben: jemanden, der etwas gibt; jemanden, der das Gegebene empfängt; einen Gegenstand, der gegeben wird). Das Verb eröffnet also nicht nur auf syntaktischer, sondern auch auf semantischer Ebene Leerstellen für seine Ergänzungen; ohne sie wäre der dargestellte Sachverhalt gar nicht vorstellbar. Anders als die Konstituentenstrukturgrammatik geht die Valenztheorie davon aus, dass alle Argumente des Verbs, also auch das Subjekt, vom Verbknoten abhängen. Das Subjekt nimmt also keine Sonderstellung gegenüber Objekten, Prädikativen und adverbialen Ergänzungen ein. Ein Verb regiert deshalb in Dependenzbäumen mehr als zwei Tochterknoten, wenn es drei- oder vierwertig ist.

Fakultative Adverbiale werden in der Valenztheorie als Zirkumstanten bezeichnet. Im Unterschied zu den Ergänzungen (Aktanten) sind sie nicht in der Verbvalenz verankert; sie drücken lediglich ‘Umstände’ des Geschehens aus.

Unter (46b) findet sich ein Dependenzbaum oder Stemma (Plural Stemmata) für den Satz unter (46a), der das zweiwertige Verb ita. mangiare essen beinhaltet. Zum Vergleich zeigt (46c) einen Syntaxbaum mit einer Konstituentenstrukturanalyse für den gleichen Satz:

(46) a. ita. Il gatto nero mangia i biscotti dolci.
    Die schwarze Katze frisst die süßen Kekse.

Dass das Konzept der Valenz mehr umfasst als nur die Anzahl und die syntaktische Funktion der verbalen Argumente, lässt sich am Beispiel von Verben wie ita. mangiare essen oder ita. bere trinken zeigen, die sowohl mit als auch ohne Objekt begegnen, vgl. (47) und (48).

(47) a. ita. Giacomo mangia un gelato in spiaggia.
    Giacomo isst am Strand ein Eis.
  b. ita. Ho già mangiato.
    Ich habe schon gegessen.
(48) a. ita. Gianni beve acqua.
    Gianni trinkt Wasser.
  b. ita. Gianni beve.
    Gianni trinkt.

Wie die Sätze unter (47b) und (48b) zeigen, erscheint die Verwendung ohne Objekt keineswegs grammatisch unvollständig (ita. in spiaggia am Strand in (47a) ist als Zirkumstant ohnehin problemlos weglassbar). Zwar ist in (47b) kein syntaktisches Argument zur Bezeichnung dessen, was gegessen wurde, vorhanden; es folgt aber aus der Semantik des Verbs ita. mangiare essen, dass es auch etwas gegeben haben muss, das gegessen wurde. Das heißt, auch wenn in (47b) mangiare kein syntaktisches Objekt zu sich nimmt, so ist doch semantisch ein solches Objekt notwendig mitverstanden. Deshalb ist mangiare in jedem Fall ein zweistelliges Verb, auch wenn der Zweitaktant, das Objekt, nicht zwingend ausgedrückt werden muss, also fakultativ ist (und auch wenn in einer Nullsubjektsprache wie Italienisch das Subjekt nicht overt kodiert werden muss, wie (47b) ein weiteres Mal vor Augen führt). Im Übrigen wird eine Aussage wie unter (47b) typischerweise so verstanden, dass der Sprecher, das im Finitum ho kodierte Subjekt der 1. Person, nicht nur ein Eis gegessen hat, sondern eine nach italienischem Verständnis ‘vollständige’ Hauptmahlzeit. Gerade bei häufig gebrauchten Verben ergeben sich somit interessante Interpretationspräferenzen für syntaktisch nicht realisierte, aber in der semantischen Valenz des Verbs vorgesehene Argumentstellen. Doch auch bei weniger frequenten Verben können Aktanten mit­unter unausgedrückt bleiben, wenn kontextuell klar ist, worauf der Sprecher sich bezieht. So ist bei einer Frage wie ita. Hai rinunciato? Hast du verzichtet? davon auszugehen, dass Sprecher und Adressat wissen, worauf gegebenenfalls verzichtet wurde.

Wie nun das Beispiel unter (48b) zeigt, kann die Interpretation nicht ausgedrückter Aktanten sogar zu deren vollständiger Inkorporation (Einverleibung) ins Verblexem führen. Wenn wir nämlich den Satz ita. Gianni beve in der Lesart Gianni ist Alkoholiker verstehen, dann kann kein direktes Objekt mehr sinnvoll ergänzt werden. Hier hat sich offenbar eine eigens lexikalisierte Sonderbedeutung von bere herausgebildet, der auf syntaktischer Ebene eine vom Normalgebrauch (qualcuno beve qualcosa jemand trinkt etwas) abweichende, einwertige Valenzstruktur entspricht (qualcuno beve jemand trinkt, ist Alkoholiker). Man spricht in derartigen Fällen auch von valenzieller Polysemie: Die Bedeutung des Verbs variiert also in Abhängigkeit von seiner Stelligkeit (vgl. zur valenziellen Polysemie auch einwertige Varianten deutscher Verben wie sitzen inhaftiert sein oder dienen Soldat sein).

Die Beschreibung der Valenz eines Verbs muss somit immer separat für jede seiner lexikalisierten Bedeutungsvarianten erfolgen. Dabei sollte neben der Anzahl der maximal möglichen Ergänzungen (Null-, Ein-, Zwei-, Dreiwertigkeit) auch deren syntaktische Funktion bestimmt werden (Subjekt, direktes, indirektes, präpositionales Objekt oder adverbiale Ergänzung) sowie deren Realisierungsnotwendigkeit (obligatorisch oder fakultativ).

Auf einer abstrakteren semantischen Ebene lassen sich die im Verblexem verankerten Aktanten einem begrenzten Inventar von semantischen Rollen zuordnen (s. Primus 2012). So finden sich die im Verb deu. geben implizierten Rollen in derselben Konfiguration auch bei anderen Verben wie etwa deu. schenken, verkaufen, überweisen oder hinterlassen wieder: ein Agens (der Sachverhaltsbeteiligte, der im prototypischen Fall autonom agiert sowie über Bewusstsein und einen eigenen Willen verfügt), ein Patiens (der typischerweise nicht autonome, aber belebte Sachverhaltsbeteiligte, an dem eine Handlung vollzogen wird; bei unbelebten Referenten spricht man dagegen vom Thema) und ein Rezipient (der Sachverhaltsbeteiligte, der Ziel der Handlung ist, zum Beispiel Empfänger bei einem Transfer). Weitere wichtige Rollen sind Experiencer (der Sachverhaltsbeteiligte, der etwas wahrnimmt oder bestimmte Gefühle hat) und Stimulus (der Sachverhaltsbeteiligte, der eine Wahrnehmung oder ein Gefühl auslöst). Hinzu kommen bei manchen Prädikaten raumbezogene Rollen wie Quelle, Ziel oder Pfad. Unter (49) geben wir einige Beispiele:     

(49) a. ita. PieroAgens [il libro]Thema [a Maria]Rezipient.
    Piero gibt Maria das Buch.
  b. ita. [A Laura]Experiencer piace molto [l’arte moderna]Stimulus.
    Laura mag moderne Kunst sehr gerne.
  c. ita. [La merce]Thema è già arrivata [a Venezia]Ziel.
    Die Ware ist bereits in Venedig angekommen.

Die Zuordnung von semantischen Rollen zu syntaktischen Funktionen ist dabei nicht eindeutig festgelegt. Dennoch gibt es für Sprachen wie das Italienische klare Zuordnungspräferenzen: So kommt im Aktivsatz dem Subjekt meist die am stärksten agentivische Rolle zu und dem direkten Objekt die am stärksten patiens- oder themaartige. Dagegen werden indirekte oder präpositionale Objekte häufig mit den übrigen, semantisch zwischen Agens und Patiens liegenden Rollen verbunden. Die Theorie der Abbildung von semantischen Rollen und syntaktischen Funktionen wird in der Grammatik auch als Linking bezeichnet, die Gesamtheit der syntaktischen Funktionen und semantischen Rollen eines Verbs als dessen Argumentstruktur.

In speziellen Valenzwörterbüchern sind Informationen über die Argumentstruktur von Verben einer Sprache systematisch verzeichnet. Für das Italienische liegt mit Blumenthal/Rovere (1998) ein beeindruckendes, an den Bedürfnissen deutschsprachiger Lerner orientiertes Valenzwörterbuch vor.

7. Satzgliedstellung, Satzmodus und Informationsstruktur

In Kasussprachen wie dem Lateinischen oder dem Deutschen erfüllt die flexionsmorphologische Markierung der Konstituenten den Zweck, deren syntaktische Funktion anzuzeigen (vgl. deu. Der Mann beißt den Hund vs. Den Mann beißt der Hund). Im Italienischen gibt es dagegen, wie in anderen romanischen Sprachen, keine Kasusmarkierung (mit Ausnahme einiger Pronomina wie io/me ich/mich). Dafür spielt die Reihenfolge der Satzglieder eine größere Rolle bei der Anzeige syntaktischer Funktionen und semantischer Rollen. Wie im Englischen und in anderen romanischen Sprachen, so wird auch für das Italienische als Grundwortstellung (eng. basic word order) die Abfolge Subjekt–Verb–Objekt (SVO) angenommen. Dies bedeutet genauer, dass in Aussagesätzen, die sowohl ein nominales Subjekt als auch ein nominales direktes Objekt beinhalten, das Subjekt dem finiten Verb und dieses dem direkten Objekt vorausgeht.

Die Grundwortstellung SVO gilt im Italienischen für selbstständige und für subordinierte Aussagesätze gleichermaßen, während im Deutschen zu unterscheiden ist: Für selbstständige Aussagesätze besteht im Deutschen die Regel, dass das finite Verb als zweites Satzglied zu erscheinen hat (V2-Regel). Als erstes Satzglied kann dabei das Subjekt stehen (50b), aber auch ein anderes Satzglied, wobei das Subjekt dann postverbal auftritt (50e). In durch einen Subordinator eingeleiteten subordinierten Sätzen muss das finite Verb im Deutschen dagegen als letztes Satzglied erscheinen. Die Beispiele unter (50) veranschaulichen den Unterschied zwischen SVO im Italienischen und den Verbzweit- und Verbletztstellungen im Deutschen:

(50) a. ita. Mario ha visitato la Sardegna.
  b. deu. Mario besuchte Sardinien.
  c. ita. L’anno scorso, Mario ha visitato la Sardegna.
  d. deu. *Im letzten Jahr Mario besuchte Sardinien.
  e. deu. Im letzten Jahr besuchte Mario Sardinien.
  f. ita. Non sapevo che Mario avesse visitato la Sardegna l’anno scorso.
  g. deu. *Ich wusste nicht, dass Mario hat besucht Sardinien im letzten Jahr.
  h. deu. Ich wusste nicht, dass Mario im letzten Jahr Sardinien besucht hat.

Tatsächlich begegnen Sätze wie unter (50), die sowohl ein nominales Subjekt als auch ein nominales Objekt aufweisen, aber vergleichsweise selten, besonders in der Mündlichkeit. Dennoch hat sich die Bestimmung der Grundwortstellung für die Sprachtypologie, welche die Sprachen der Welt nach ihren sprachstrukturellen Eigenschaften einteilt, als ein wichtiger Parameter erwiesen. Insbesondere tendieren Sprachen, bei denen in der Grundwortstellung das finite Verb als Kopf der Verbalphrase dem nominalen direkten Objekt vorausgeht (VO-Sprachen), dazu, dass auch andere Köpfe am Anfang ihrer jeweiligen Phrase stehen. Dies ist, wie in Abschnitt 3 veranschaulicht wurde, im Italienischen überwiegend der Fall: Determinierer stehen zu Beginn ihrer Determiniererphrase, Präpositionen zu Beginn ihrer Präpositionalphrase, Komplementierer zu Beginn ihrer Komplementiererphrase. Auch bei Nominal-, Adjektiv- und Adverbphrasen finden sich die jeweiligen Kopfkonstituenten häufig am Anfang (51a,c,e), und nur kürzere Attribute können vor diese Kopfkonstituente treten (51b):

(51) a. ita. un successo grande
    ein großer Erfolg
  b. ita. un gran successo
    ein großer Erfolg
  c. ita. un film abbastanza divertente
    ein ziemlich unterhaltsamer Film
  d.  ita. *un abbastanza divertente film
  e. ita. un successo della squadra italiana
    ein Erfolg der italienischen Mannschaft
  f. ita. *un della squadra italiana successo

Allerdings gibt es im Italienischen eine ganze Reihe von Verben, die bevorzugt oder sogar ausschließlich mit der Satzgliedfolge Verb–Subjekt (VS) in Aussagesätzen auftreten. Hierzu gehören insbesondere solche, die ein In-Erscheinung-Treten oder Verschwinden ausdrücken (z.B. ita. arrivare (an)kommenvenire kommen, apparire erscheinenmorire sterben) sowie Existenzprädikate (z.B. esistere existieren oder esserci da sein, vorhanden sein). Interessanterweise bilden solche Verben ihre zusammengesetzten Formen mit dem Auxiliar essere (z.B. Sono morti/venuti/arrivati Sie sind gestorben/gekommen/angekommen). Man spricht hier von unakkusativischen Verben, weil das Subjekt eine Reihe von Eigenschaften aufweist, die typisch für direkte Objekte sind (z.B. die Pronominalisierbarkeit durch ne; vgl. Sono morti/venuti/arrivati due partecipanti Es sind zwei Teilnehmer gestorben/gekommen/angekommen – Ne sono morti/venuti/arrivati due Es sind zwei davon gestorben/gekommen/angekommen). 

(52) a. ita. Sono arrivati due studenti tedeschi.
    Zwei deutsche Studenten sind angekommen.
  b. ita. C’è un buco nei miei pantaloni.
    Da ist ein Loch in meiner Hose.

Die Satzgliedfolge hängt also auch mit lexikalisch-semantischen Faktoren zusammen. Ferner spielt der sogenannte Satzmodus eine wichtige Rolle, also die formale Typisierung eines Satzes als Aussage- oder Deklarativsatz (53a), als Frage- oder Interrogativsatz (53b), als Befehls- oder Imperativsatz (53c), als Ausrufe- oder Exklamativsatz (53d) oder als Wunsch- oder Optativsatz (53e).

(53) a. ita. Cecilia è una donna molto intelligente.
    Cecilia ist eine sehr intelligente Frau.
  b. ita. Quando va in Sicilia Sara?
    Wann fährt Sara nach Sizilien?
  c. ita. Aiuta Sara a fare le valigie, per favore!
    Hilf Sara bitte beim Kofferpacken!
  d. ita. Com’è intelligente Cecilia!
    Wie intelligent Cecilia doch ist!
  e. ita. Che vada tutto bene!
    Hoffentlich geht alles gut!

Wie die Beispiele zeigen, wird der Satzmodus auch in anderer Weise formal markiert, etwa durch einleitende Interrogativ- oder Exklamativausdrücke (vgl. ita. quando wann in (53b), come wie in (53d)), durch Optativmarker (vgl. ita. che in (53e)), durch den Imperativ im Imperativsatz (53c) oder den Konjunktiv im Optativsatz (53e).

Eine große Rolle spielt ferner im gesprochenen Italienischen die Intonation, also die phonologisch bedeutsamen Aspekte der Satzmelodie. In manchen Fällen scheint die Intonation im Italienischen sogar noch wichtiger zu sein als im Deutschen. So werden im Italienischen Ja-/Nein-Entscheidungsfragen allein intonatorisch (beziehungsweise im Geschriebenen durch das Fragezeichen), im Deutschen jedoch auch durch die Verberststellung markiert: 

(54) a. ita. Paolo ha fame.
  b. ita. Paolo ha fame?
  c. deu. Paolo hat Hunger.
  d. deu. Hat Paolo Hunger?

Zuletzt wollen wir kurz auf eine weitere wichtige Einflussgröße der Satzgliedstellung eingehen, nämlich die sogenannte Informationsstruktur.11 Ausgangspunkt ist dabei die Intuition, dass bestimmte Teile des Satzes in einem gegebenen Text- oder Gesprächszusammenhang ‘wichtiger’ oder ‘informativer’ sind als andere. Sprachen wie das Italienische tendieren offensichtlich dazu, informationshierarchisch weniger wichtige Konstituenten, die sich auf bereits vorerwähnte oder anderweitig kontextuell gegebene Entitäten beziehen, im Satz vor die kommunikativ zentralen Elemente zu positionieren.

Dieses Prinzip ist in vielen Fällen gut mit der Präferenz des Italienischen für die SVO-Serialisierung vereinbar, nämlich wenn der Mitteilungsschwerpunkt oder Fokus auf dem Verb und/oder seinen Ergänzungen liegt, der Rest des Satzes einschließlich des Subjekts dagegen den Hintergrund bildet (z.B. ita. Gianni dorme Gianni schläft als Antwort auf die Frage Was macht Gianni? oder ita. Abbiamo deciso di stare a casa Wir haben beschlossen, zu Hause zu bleiben als Antwort auf die Frage Was werdet ihr heute Abend machen?). Bei den Verben, die im Normalfall mit Verb-Subjekt-Abfolge vorkommen (ita. esserci da sein, vorhanden sein usw.), ist dagegen in der Regel entweder das Subjekt der Mitteilungsschwerpunkt, oder die ganze Äußerung umfasst eine als kommunikativ relevant markierte Informationseinheit, die als Antwort auf die Frage Was ist geschehen? fungieren kann. Solche Satzvorkommnisse, die als Ganze den Fokus bilden, nennt man auch thetische Äußerungen, vgl. (55a). Doch auch bei Verben, die normalerweise die kanonische Abfolge Subjekt–Verb bewahren (vgl. (55b)), können Subjekte postverbal auftreten, wenn diese den Fokus der Äußerung bilden, wie etwa in (55c). Die informationsstrukturellen Aspekte der Satzgliedstellung hängen also in fundamentaler Weise vom sprachlichen oder situativen Kontext der Äußerung ab. (Hier und im Folgenden werden intonatorisch prominente Einheiten durch Großbuchstaben signalisiert):

(55) a. A: ita. Che cosa è successo? B: ita. [Brucia la casa!]Fokus
    A: Was ist passiert? B: Das HAUS brennt!
  b. ita. [Gli ospiti]Hintergrund [sono già partiti]Fokus.  
    Die Gäste sind schon abgereist. (Als Antwort auf die Frage Wo sind die Gäste?)
  c. ita. [L'ho chiamata]Hintergrund [IO]Fokus.  
    ICH habe sie angerufen. (Als Antwort auf die Frage Wer hat sie angerufen?)  

Fokus ist somit derjenige Teil eines Satzes, der auf eine explizite oder auch implizite Frage im jeweiligen Text- oder Gesprächszusammenhang die relevante Antwortinformation gibt. Deshalb kann je nach Kontext ein und derselbe Satz unterschiedliche Fokus-Hintergrund-Gliederungen aufweisen, wie in den Frage-Antwort-Sequenzen unter (56) zu sehen ist: 

(56) a. A: ita. Con chi è andata al cinema Anna? B: ita. [Anna è andata al cinema]Hintergrund [con Carlo]Fokus.
    A: Mit wem ist Anna ins Kino gegangen? B: Anna ist mit Carlo ins Kino gegangen.
  b.  A: ita. Cosa ha fatto Anna ieri? B: ita. [Anna]Hintergrund [è andata al cinema con Carlo]Fokus.
    A: Was hat Anna gestern gemacht? B: Anna ist mit Carlo ins Kino gegangen.

Bei ‘starkem’, beispielsweise kontrastivem Fokus, können fokussierte Objekte auch satzinitial erscheinen. Solche präverbalen Fokuskonstituenten werden typischerweise auch intonatorisch stark hervorgehoben. Beispiele für diese Fokusfrontierung geben wir in (57):

(57) a. ita. PIERO ho visto ieri (non Paolo).
    PIERO habe ich gestern gesehen (nicht Paolo).
  b.  ita. A MARIA ho pensato (non a Lisa).
    An MARIA habe ich gedacht (nicht an Lisa).

Ein weiteres Verfahren der Fokussierung ist die Markierung der entsprechenden Konstituente durch einen komplexen Satz, den sogenannten Spaltsatz (eng. cleft sentence, ita. frase scissa):

(58) a. ita. È Piero che ho visto ieri.
    PIERO habe ich gestern gesehen. (Wörtlich: Es ist Piero, den ich gestern gesehen habe.)
  b. ita. È a Maria che ho pensato.
    An MARIA habe ich gedacht. (Wörtlich: Es ist Maria, an die ich gedacht habe.)

Neben der Fokus-Hintergrund-Gliederung gibt es noch eine zweite, von dieser prinzipiell unabhängige informationsstrukturelle Gliederung von Sätzen, nämlich die in Topik (eng. topic) und Kommentar (eng. comment). Das Topik können wir etwas vereinfachend als das Satzglied bestimmen, das denjenigen Diskursreferenten ausdrückt, ‘um den es im Satz geht’. Topikalität, die Eigenschaft also, ein Topik zu bilden, wird im Englischen daher auch prägnant als pragmatic aboutness bezeichnet. Der Kommentar ist der Rest des Satzes, in dem eine Aussage über das Topik getroffen wird. Typischerweise ist das Topik ein bereits erwähnter oder aus dem Kontext der Sprechsituation erschließbarer Referent. Topiks treten daher oft in pronominaler Form oder, wenn das Subjekt als Topik fungiert, als Nullsubjekt auf. Dabei tendiert das Topik dazu, Teil des Hintergrunds zu sein, während die Fokuskonstituente des Satzes normalerweise Teil des Kommentars ist. Unter (59b) wiederholen wir (56a), um anhand dieses Satzes die Fokus-Hintergrund-Gliederung und die Topik-Kommentar-Gliederung kontrastiv zu veranschaulichen.

(59) a. A: ita. Dove sono i bambini?  B: ita. ØTopik [Stanno giocando nel gardino]Kommentar.
    A: Wo sind die Kinder? B: Sie spielen im Garten.
  b. A: ita. Cosa ha fatto Anna ieri? B: ita. [Anna]Topik=Hintergrund [è andata al cinema con Carlo]Kommentar=Fokus.
    A: ita. Con chi è andata al cinema Anna? B: ita. [[Anna]Topik è andata al cinema]Hintergrund [con Carlo]Fokus.

Topiks werden im Italienischen nicht selten durch Links- oder Rechtsversetzung (ita. dislocazione a sinistra/a destra) aus dem Satzrahmen gezogen und so deutlicher als Topiks gekennzeichnet. Dislokationen sind im Gesprochenen häufiger als im Geschriebenen, wo manchmal ein Komma die dislozierte Konstituente vom Restsatz abgrenzt. Im Gesprochenen kann die dislozierte Konstituente eine eigene Intonationskontur erhalten und sogar durch eine kleine Pause vom Satzrahmen abgegrenzt sein, muss dies aber nicht. Innerhalb des Satzrahmens können die dislozierten Satzglieder durch pronominale Formen (sog. Reprisepronomen, ita. clitici di ripresa) vertreten werden. Die pronominale Reprise ist obligatorisch bei dislozierten direkten Objekten (60b), fakultativ bei anderen Objekten (60a) und bei Subjekten (60c). Linksdislokationen (60a,b) kommen im Italienischen häufiger vor als Rechtsdislokationen (60c): 

(60) a. A:  ita. Cos’hai regalato alla mamma? B: ita. [Alla mamma]Topik, non (le) ho regalato niente.
    A: Was hast Du Mama geschenkt? B: (Der) Mama, der habe ich nichts geschenkt.
  b. A: ita. Dove hai messo il panettone? B: ita. [Il panettone]Topik, l’ho messo sul tavolo.
    A: Wo hast Du den Panettone hingestellt? B: Den Panettone, den hab ich auf den Tisch gestellt.
  c.  ita. È carino, tuo fratello.  
    Er ist süß, dein Bruder.  

Die Leistungen von Dislokationen beschränken sich jedoch nicht auf die Topikmarkierung, sondern reichen insbesondere in Gesprächen weit darüber hinaus. Linksdislokationen etwa können dazu dienen, einen (abrupten) Themenwechsel zu signalisieren oder das Rederecht vom Gesprächspartner einzufordern, wohingegen Rechtsdislokationen auch die Funktion haben, Vertrautheit und affektive Nähe zwischen den Gesprächspartnern zu schaffen (vgl. (60c)) oder das Ende eines Redebeitrags zu markieren. So führt die Beschäftigung mit Syntax über die Informationsstruktur unweigerlich zu den pragmatischen Aspekten der Text- und Gesprächsorganisation und somit zu allgemeineren Bedingungen und Leistungen sprachlicher Kommunikation.

Zum Abschluss dieses Kapitels möchten wir drei Empfehlungen für das weitere Studium der italienischen Syntax geben: Salvi/Vanelli 2004 ist eine sehr gute italienischsprachige Grammatik des Italienischen mit syntaktischem Fokus. Ein umfassendes englischsprachiges Handbuch der romanischen Syntax und Morphosyntax steht mit Dufter/Stark 2017 zur Verfügung. Sehr zu empfehlen sind auch die einschlägigen Beiträge (pp. 156–241) im deutschsprachigen Handbuch von Lobin/Meineke 2021.

8. Auf sechs Punkte gebracht

  1. Syntax ist die Lehre vom Aufbau der Sätze aus Wörtern. Für jede Sprache ist dabei das Inventar der Wortarten individuell zu bestimmen. Für das Italienische werden häufig neun Wortarten angesetzt.
  2. Wörter als kleinste Bausteine der Syntax verbinden sich mit anderen zu größeren syntaktischen Einheiten oder Konstituenten. In der Syntax wird zumeist angenommen, dass alle nicht-minimalen Konstituenten genau zwei unmittelbare Teilkonstituenten aufweisen, dass syntaktische Strukturbildung also strikt binär erfolgt.
  3. Phrasen sind Konstituenten, die sich durch relative Selbstständigkeit und Vollständigkeit gegenüber nicht-phrasalen Konstituenten auszeichnen und beispielsweise als Antwort auf eine Frage geäußert werden können.
  4. Syntaktische Funktionen sind grammatische Relationen zwischen Konstituenten innerhalb eines Satzes. Die wichtigsten syntaktischen Funktionen sind Subjekt, Prädikat, Objekt, Subjektsprädikativ und Adverbial.
  5. Objekte, nicht aber Subjekte, sind syntaktisch eng mit dem Verb verbunden, da sie Teil der Verbalphrase sind. Jedes Verb legt in seiner Verbvalenz fest, wie viele und welche Objekte es zu sich nehmen kann. Nullsubjektsprachen wie das Italienische können vollständige Sätze auch ohne explizites Subjekt bilden (z.B. ita. Sono malato Ich bin krank anstelle von ita. Io sono malato ICH bin krank).
  6. Die Grundwortstellung des Italienischen in Deklarativsätzen mit explizitem Subjekt und explizitem, nicht-pronominalem Objekt ist Subjekt–Verb–Objekt (SVO). Abweichungen hiervon sind jedoch möglich und häufig durch die Tendenz bedingt, kürzere Konstituenten mit geringerem Informationsgehalt vor längeren mit höherem Informationsgehalt anzuordnen.

9. Übungen

Übung 1

Analysieren Sie die Konstituentenstruktur der folgenden Sätze in einem Baumdiagramm oder – wahl­weise – durch Klammernotation!

A. ita. Tutti ritenevano Marco un uomo felice.
Alle hielten Marco für einen glücklichen Mann.
B. ita. Il professore ha chiesto tante cose agli studenti.
Der Professor hat die Studenten viele Dinge gefragt.
C. ita. La cancelliera ha proposto una completa riforma fiscale ai deputati.
Die Kanzlerin hat den Abgeordneten eine umfassende Steuerreform vorgeschlagen.
D. ita. Dubitavano della sincerità di questa brutta proposta.
Sie zweifelten an der Ehrlichkeit dieses furchtbaren Vorschlags.

 

Übung 2

Bestimmen Sie die syntaktische Funktion der unterstrichenen Konstituenten! Belegen Sie Ihre Ent­­­­­­scheidung nach Möglichkeit jeweils durch ein geeignetes Testverfahren!

A. ita. La gente usciva dal cinema.
Die Leute gingen aus dem Kino.
B. ita. Sono stanco dal lavoro.
Ich bin müde von der Arbeit.
C. ita. Gianni abita a Firenze.
Gianni wohnt in Florenz.
D. ita. Non mi piace che sia venuto anche lui.
Es gefällt mir nicht, dass auch er gekommen ist.
E. ita. Mia madre è spagnola.
Meine Mutter ist Spanierin.
F. ita. Il suo umore dipende anche dal tempo.
Seine Laune hängt auch vom Wetter ab.
G. ita. Tutti lo ritenevano un uomo felice.
Alle hielten ihn für einen glücklichen Mann.
H. ita. Mi piacerebbe molto andare a Roma.
Es würde mir sehr gefallen, nach Rom zu fahren.
I. ita. Dipende da come decideranno i professori.
Es hängt davon ab, wie die Professoren entscheiden werden.
J. ita. Goethe nacque a Francoforte nel 1749.
Goethe wurde 1749 in Frankfurt geboren.
K. ita. Dovete proteggere i fiori dal freddo.
Ihr müsst die Blumen vor der Kälte schützen
L. ita. Mi sembra inutile riparlarne.
Es erscheint mir sinnlos, nochmal darüber zu sprechen.
M. ita. Devi leggere il testo più volte per capirlo.
Du musst den Text mehrmals lesen, um ihn zu verstehen.
N. ita. Mi sembra esagerata la tua reazione.
Deine Reaktion scheint mir übertrieben.
O. ita. Non mi sono accorto della sua presenza.
Ich habe seine Anwesenheit nicht bemerkt.
P. ita. I bambini si comportavano male.
Die Kinder benahmen sich schlecht.

Übung 3

ita. Il comandante aspetta il ritorno dei soldati in caserma.
Der Kommandant wartet auf die Rückkehr der Soldaten in der Kaserne/in die Kaserne.

Dieser Satz ist ambig (zweideutig), denn in caserma kann unterschiedliche syntaktische Funktio­nen erfüllen: wel­che? – Wie kann der Bedeutungsunterschied in der Konstituentenstruktur dargestellt wer­den? Ver­ans­chau­li­chen Sie die beiden Interpretationsmöglichkeiten durch Baumdiagramme oder durch Klam­mer­notation!

So steht in einem Satz wie ita. Mi piacciono i gatti Ich mag Katzen der definite Artikel i die, weil die Gesamtheit aller denkbaren Vertreter der außersprachlichen Kategorie katze gemeint ist (generische Referenz). Dagegen steht in ita. Vorrei un gelato Ich hätte gern ein Eis der indefinite Artikel, weil un gelato auf einen unspezifischen, beliebigen, also auf irgendeinen Vertreter der außersprachlichen Kategorie speiseeis verweist.
In semantischer Hinsicht ist die Klasse der Adverbien sehr heterogen. So können Adverbien etwa die Qualität eines Verbgeschehens näher bestimmen (ita. I gatti si lavano accuratamente Katzen waschen sich gründlich), einen Sachverhalt zeitlich situieren (ita. Il nuovo romanzo die Rossi esce domani Der neue Roman von Rossi erscheint morgen) oder die Einstellung des Sprechers zu einem Sachverhalt zum Ausdruck bringen (ita. Fortunatamente tutti sono sopravvissuti Glücklicherweise haben alle überlebt). Gleichwohl sind Adverbien eindeutig von anderen Wortarten abzugrenzen: Im Unterschied zu anderen lexikalischen Wortarten sind Adverbien unflektierbar; im Unterschied zu Funktionswörtern ist die Klasse der Adverbien durch produktive Verfahren der Wortbildung im Prinzip beliebig erweiterbar.
Wie ita. questo zeigt, können manche Funktionswörter sowohl als Determinierer, d.h. adnominal, wie auch pronominal verwendet werden (vgl. adnominales ita. questo in Ho letto questo libro Ich habe dieses Buch gelesen vs. pronominale Verwendung in Ho letto questo Ich habe dieses (da) gelesen). Unterschiede zeigen sich jedoch bei der Anwendung syntaktischer Tests, etwa des Ersetzungstests: Nur als Pronomen, nicht aber als Determinierer kann ita. questo durch ein unbetontes Pronomen ersetzt werden (vgl. L’ho letto Ich habe es gelesen vs. *L’ho letto libro).
Die traditionelle italienische Terminologie (aggettivo dimostrativo usw.) wird beispielsweise in der Grammatik von Dardano/Trifone (1997a) verwendet. Es muss jedoch klar sein, dass Determinierer andere syntaktische und semantische Eigenschaften aufweisen als typische Adjektive. So müssen Determinierer im Italienischen immer ihrem Bezugssubstantiv vorausgehen, wohingegen attributive Adjektive auch nach ihrem Bezugssubstantiv stehen können (ita. le strade die Straßen *strade le; aber vecchie strade, strade vecchie alte Straßen). Ferner können Substantive häufig nicht ohne Determinierer verwendet werden, während attributive Adjektive grundsätzlich weglassbar sind, ohne dass der Satz dadurch ungrammatisch wird: ita. La (vecchia) zia di Gianni vive a Roma Die (alte) Tante von Gianni lebt in Rom, aber *Vecchia zia di Gianni vive a Roma. – Possessiva (ita. mio mein, tuo dein, suo sein usw.) können im Italienischen nur in Verbindung mit Verwandtschaftsbezeichnungen wie padre Vater, sorella Schwester usw. als Determinierer eingestuft werden. Ansonsten verhalten sie sich wie Adjektive (vgl. die attributive Verwendung in ita. Ho dimenticato il mio libro Ich habe mein Buch vergessen oder die prädikative in ita. Questo libro è mio Dieses Buch gehört mir). Zahlwörter (Numeralia) können ebenfalls grammatisch in verschiedener Weise verwendet werden, nämlich als Determinierer (vgl. ita. Sono entrate due donne Es sind zwei Frauen hereingekommen), als Adjektive in Verbindung mit einem Determinierer (ita. Queste due donne litigavano Diese zwei Frauen stritten sich) oder auch pronominal (ita. Due sono entrate Zwei sind hereingekommen).
Bei den Objektpronomina ist zu unterscheiden zwischen der Reihe der betonten Pronomina (ita. forme toniche), die von einer Präposition abhängen können, und der Reihe der unbetonten Pronomina (ita. forme atone): ita. (a) me, (a) te, (a) sé, (a) lui, (a) lei, (a) loro. vs. mi, ti, si, lo, la, li, le, gli. Unbetonte Pronomina haben im Italienischen den Status von Klitika (Singular: das Klitikon). Klitika sind Wörter mit grammatischer Funktion, die keinen eigenen Wortakzent tragen. Aufgrund ihrer phonetischen Unselbstständigkeit bilden sie eine prosodische Einheit mit einem benachbarten Wort, was im Italienischen auch orthographisch zum Ausdruck kommen kann, etwa in Imperativformen wie ita. Dimmelo! Sag es mir! oder in Infinitiven wie ita. ubriacarsi sich betrinken.
Wir vertreten hier die Auffassung, dass es sich bei einem Fall wie ita. ragazzo/ragazza Junge/Mädchen um zwei verschiedene Wörter handelt, nicht um ein Wort mit Genusflexion, wie sie bei Adjektiven (ita. nero, -a schwarzer/-e) die Regel ist.
Für ita. l’avverbiale (mask.) sagt man im Deutschen das Adverbial (Plural: die Adverbiale).
Die traditionelle italienische Terminologie unterscheidet nicht zwischen obligatorischen und fakultativen Adverbialen.
Dass auf semantischer Ebene in der Regel ein Subjektreferent gegeben ist, lässt sich für Nullsubjektsprachen wie das Italienische leicht zeigen, indem man ein overtes Subjekt setzt: z.B. ita. Dormivano profondamente Sie schliefen tief und fest → ita. I bambini / Loro dormivano profondamente Die Kinder / Sie schliefen tief und fest. Lediglich bei Witterungsverben und in der unpersönlichen si-Konstruktion führt die Einsetzung eines overten Subjekts zu einem ungrammatischen Resultat. Diese Verbkonstruktionen eröffnen also keine Subjektstelle: vgl. ita. Nevica Es schneit → *Lui nevicaQui si mangia bene Hier isst man gut *Qui la gente si mangia bene.
Hier fungiert der durch ita. che dass eingeleitete subordinierte Satz als direktes Objekt (vgl. Abschnitt 5).
Eine gute Einführung am Beispiel des Deutschen ist Musan (2017).

Bibliographie

  • Blumenthal/Rovere 1998 = Blumenthal, Peter / Rovere, Giovanni (1998): PONS-Wörterbuch der italienischen Verben. Konstruktionen, Bedeutungen, Übersetzungen, Stuttgart u.a., Klett.
  • Chomsky 1957 = Chomsky, Noam (1957): Syntactic Structures, Den Haag, Mouton & Co.
  • Chomsky 1986 = Chomsky, Noam (1986): Barriers, Cambridge, MA, MIT Press.
  • Chomsky 2015 = Chomsky, Noam (2015): The Minimalist Program. 20th Anniversary Edition, Cambridge, MA, MIT Press.
  • Dardano/Trifone 1997a = Dardano, Maurizio / Trifone, Pietro (1997): Grammatica italiana. Con nozioni di linguistica. 3ª ed., Bologna, Zanichelli.
  • Dufter/Stark 2017 = Dufter, Andreas / Stark, Elisabeth (Hrsgg.) (2017): Manual of Romance Morphosyntax and Syntax, Berlin/Boston, De Gruyter.
  • Gabriel u.a. 2018 = Gabriel, Christoph / Müller, Natascha / Fischer, Susann (2018): Grundlagen der generativen Syntax: Französisch, Italienisch, Spanisch (Romanistische Arbeitshefte 51). 3. überarbeitete und erweiterte Auflage, Berlin/Boston, De Gruyter.
  • Lobin/Meineke 2021 = Lobin, Antje / Meineke, Eva-Tabea (Hrsgg.) (2021): Handbuch Italienisch: Sprache – Literatur – Kultur, Berlin, Erich Schmidt Verlag.
  • Musan 2017 = Musan, Renate (2017): Informationsstruktur (Kurze Einführungen in die germanistische Linguistik 9). 2., unveränderte Auflage, Heidelberg, Winter.
  • Primus 2012 = Primus, Beatrice (2012): Semantische Rollen (Kurze Einführungen in die germanistische Linguistik 12), Heidelberg, Winter.
  • Salvi 2013 = Salvi, Giampaolo (2013): Le parti del discorso (Bussole 476), Rom, Carocci.
  • Salvi/Vanelli 2004 = Salvi, Giampaolo / Vanelli, Laura (2004): Nuova grammatica italiana, Bologna, il Mulino.
  • Tesnière 1959 = Tesnière, Lucien (1959): Éléments de syntaxe structurale, Paris, Klincksieck.
  • Vincent 2017 = Vincent, Nigel (2017): Determination and quantification, in: Dufter, Andreas / Stark, Elisabeth (Hrsgg.), Manual of Romance Morphosyntax and Syntax, Berlin/Boston, De Gruyter, 727-770.
  • Waltereit 2017 = Waltereit, Richard (2017): Argument structure and argument structure alternations, in: Dufter, Andreas / Stark, Elisabeth (Hrsgg.), Manual of Romance Morphosyntax and Syntax, Berlin/Boston, De Gruyter, 154-182.
  • Wöllstein/Eisenberg 2016 = Wöllstein, Angelika / Eisenberg, Peter (2016): DUDEN – Die Grammatik. 9. Auflage, Berlin, Dudenverlag.