Die Lexeme mit der Bedeutung ‘Käse’ in der Randromania  

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Schlagwörter: Portugiesisch , Rumänien , Rumänisch , Spanisch , Toponomastik , Vokabular , Wortschatz , Lexik

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  1. Referenz auf den gesamten Beitrag:
    Aurelia Merlan (2021): Die Lexeme mit der Bedeutung ‘Käse’ in der Randromania  , Version 1 (31.05.2021, 16:33). In: Stephan Lücke & Noemi Piredda & Sebastian Postlep & Elissa Pustka (Hrsgg.) (2021): Linguistik grenzenlos: Berge, Meer, Käse und Salamander 2.0 – Linguistica senza confini: montagna, mare, formaggio e salamandra 2.0 (Korpus im Text 14), Version 1, url: https://www.kit.gwi.uni-muenchen.de/?p=75130&v=1
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1. Einführung

Zur Bezeichnung des Käses verfügen die meisten romanischen Sprachen (und Sprachvarietäten) über ein lateinisches Erbwort oder über eine Entlehnung aus einer Schwestersprache, wo das jeweilige Wort ein lateinisches Erbe darstellt. Aus CASEU- ‘Käse’ stammen dalm. kis, südital. casu, tosk. cacio, sard. (log.) casu, frz. dial. ḱas, sp. queso, gal. queixo und port. queijo[1]. Im Diminutivum CASEOLU- haben ihren Ursprung graub. chaschöl und dolom. čažúəl und im Kompositum CASEU- FORMATICU- ‘geformter Käse’ (durch Ellipse) frz. fromage (früher formage) und okz. fromatge. Von hier drang das Wort ins Katalanische und in die norditalienischen Dialekte ein, wo es die Nachkommen von CASEU- verdrängte, und aus den norditalienischen Dialekten weiter ins Korsische: kat. formatge, lig. furmagiu, piem. lomb. furmać, ven. formajo, emil. furmai, standardit. formaggio, kors. furmaghju. Eine Ausnahme stellt siz. tummazu dar, ein Derivatum von tuma ‘frischer, ungesalzener Käse’, das aus der Sprache der piemontesischen Kolonisten entlehnt wurde (piemont. tuma, vgl. auch altprov. toma, neuprov. toumo  ‘Art Käse’), wo es ein vorrömisches Relikt ist: < *tuma oder *toma (vgl. Rohlfs 1971, 139-140 und Karte 71; Mihăescu 1993, 268; DHLP).

Das Rumänische (in weiterem Sinn) nimmt in der Romania eine Sonderstellung ein. Es erbte ebenfalls lat. CASEU-, das sowohl nördlich der Donau im Dakorumänischen (caş), als auch südlich der Donau im Aromunischen (caşu), Meglenorumänischen (caş) und Istrorumänischen (cåş) erhalten blieb (DDM; DELR II; DIARO; DLR 1940), dieses Wort erfuhr allerdings im Dakorumänischen eine Bedeutungsverengung[2]. An seiner Stelle als generischer Terminus trat das (weibliche) Substantiv umstrittener Herkunft brânză ‘Käse’, das hingegen eine Bedeutungserweiterung erfuhr (vgl. weiter 4)[3].

Im vorliegenden Aufsatz sollen die Lexeme für ‘Käse’ in den randromanischen Sprachen Dakorumänisch – weiter Rumänisch (in engerem Sinn), europäischem Portugiesisch und europäischem Spanisch näher betrachtet werden, unter besonderer Berücksichtigung von rum. brânză. Immerhin handelt es sich um die einzigen Nationalsprachen der Romania, in denen die Lexeme für ‘Käse’ zu deren repräsentativen Wortschatz gehören (vgl. weiter 3). Analysiert werden die Stellung der entsprechenden Lexeme im Wortschatz, ihre Semantik, ihre Frequenz, ihr Transfer in die Onomastik und die Toponymie, ihre Wortfamilie, die Komposita-Bildungen sowie die Phraseologismen. Die Analyse soll Übereinstimmungen und insbesondere Unterschiede fokussieren und eine Erklärung für sie finden. Zu diesem Zweck wurden verschiedene Wörterbücher herangezogen: einsprachige, zweisprachige und etymologische Wörterbücher wie auch Wörterbücher von Phraseologismen (vgl. Bibliographie).

2. Etymologie von rum. brânză

Die meisten Sprachwissenschaftler betrachten rum. brânză als autochthones, vorrömisches Wort. Für P. J. Schafařik (Slavische Alterthümer, I, Leipzig, 1843: 469; zit. nach Russu 1970, 16-17) handelt es sich um ein Lexem getischen Ursprungs. In der Ansicht von Hasdeu (1874, 107) enthält brânză das Wort rânză und ist, wie dieses letzte, thrakischer Herkunft < *bo-ranza ‘Magen’. Pascu (1920, 8) bringt es in Verbindung mit alb. berr ‘Schaf’ und betrachtet es als Nachkommen von thrak. *berenza, einem Derivatum von *ber ‘Schaf’, nachdem er zunächst (Pascu 1920, 8) brânză als Derivatum von der Interjektion bâr! interpretiert hatte. Giuglea (1983, 130-139) schlägt als Etymon thrakodak. *brendia oder *brandia < *brend-, *brand- ‘aufgeblasen, geschwollen’ < i.e. *gurendh ‘gären’ vor. Skok (1930, 528-529) rechnet brânză zusammen mit brâu ‘Gürtel’, pârâu ‘Bach’ und balaur ‘Drache’ „zu den illyro-thrakischen Lehnwörtern des Balkanlateins“. Zur Interpretation besonders der Wörter aus der Hirtenterminologie als autochthone Elemente (vgl. brânză oder zer ‘Molke’), tendiert auch Puşcariu (1976, 167). In der Ansicht von Russu (1970, 101), Brâncuş (1983, 44-45; 2009, 44-45) und Mihăilă (1974, 32) handelt es sich um ein sicher autochthones, thrakodakisches Wort. Eine Verwandtschaft mit rânză sei nicht ausgeschlossen (Mihăilă, ibid.). Rohlfs (1971, 140) kategorisiert es als Reliktwort, das „einer alten Balkansprache entstammen [dürfte]“. Als Substratwort wird brânză auch in manchen Wörterbüchern des Rumänischen eingestuft (RDW [1903-], DELR), während andere von „unbekannter Etymologie“ sprechen (DEX 1996; DEX 2016; vgl. auch DDM).

Dennoch gibt es auch wenige Sprachwissenschaftler, die für brânză eine lateinische Herkunft annehmen. Nach Cipariu stammt es von vlat. *brancia, nach Laurian und Massim von vlat. brundus, brundia ‘etwas Geronnenes’ und nach Scriban vom lat. zaberna ‘Quersack’ (alle zitiert nach DELR). Ciorănescu (CDE, Nr. 1106) schlägt als Etymon lat. brandeum ‘Leinwand’, ‘ein bei der Zubereitung der Käse verwendeter Sack’ vor, das seiner Meinung nach eine „normale“ phonetische und semantische Entwicklung aufweist.

Densusianu (1997, 56) zitiert brânză in der Liste der Wörter, für die eine illyrische Herkunft angenommen wurde, und er selbst scheint sich dieser Meinung anzuschließen. Später (in „Grai şi suflet“ 1, 1923: 67-71, zit. nach DELR) versucht er eine Verknüpfung mit dem iranischen Stamm *renč-, *renz- + Präfix be-, bi- (vgl. iran. dial. prinčag ‘(aus)pressen’).

Für andere Sprachwissenschaftler wiederum handelt es sich um eine albanische Entlehnung. Barić (1919, 87) bringt es in Verbindung mit rum. rânză ‘Kropf, Kaumagen, (reg.) Geflügelmagen, Labmagen’ mit Entsprechung im alb. rëndës ‘Labferment’ und behauptet, dem rumänischen Wort würde alb. *vrëndës entsprechen. Für eine albanische Herkunft von brânză plädiert auch E. Çabej, der „eine Verknpfung mit alb. brenza-t ‘intenstini’ versucht“ (Rohlfs 1971, 140, Fußnote 446). In der ersten Auflage des REW von 1911 (Nr. 1296) betrachtet Meyer-Lübke rum. brânză  als eine Herleitung aus dem Stadtnamen Brienz. Auch wenn diese Interpretation in der dritten Auflage des REW (1935, Nr. 1272) revidiert wurde, wo das rumänische Wort „als wohl vorrömisch“ eingestuft wird, und trotz der Tatsache, dass eine solche Interpretation das Vorhandensein des Wortes im Aromunischen und Meglenorumänischen nicht erklären kann (vgl. Rosetti 1986, 253), wird sie im relativ neu erschienenen Wörterbuch der Rumänischen Akademie (DLR 2010) als möglich betrachtet.

3. Stellung innerhalb des Wortschatzes

3.1. Lexeme für ‘Käse’ im repräsentativen Wortschatz der romanischen Sprachen

Nicht alle Lexeme mit der Bedeutung ‘Käse’ wurden im repräsentativen Wortschatz (VR) der romanischen Sprachen aufgenommen. Vergleicht man die Inventare des VR der neun im Vocabularul reprezentativ al limbilor romanice (Sala (coord.) 1988) berücksichtigten romanischen Sprachen - im Konkreten: das (Standard)rumänische, das Sardische, das (Standard)italienische, das Rätoromanische, das (Standard)französische, das Okzitanische, das Katalanische, das (Standard)spanische und das (Standard)portugiesische - fällt auf, dass diese Lexeme nur im VR des Rumänischen (VRR): brânză (S. 22), des Sardischen (VRSd): kasu (S. 87), des Katalanischen (VRC): formatge (S. 326), des Spanischen (VRS): queso (S. 387) und des Portugiesischen (VRP): queijo (S. 444) registriert werden. Weder it. formaggio, noch okz. fromatge, noch frz. fromage gehören – gemäß diesen Inventaren – zum VR der jeweiligen Sprachen (VRI bzw. VRO und VRF), weil sie anscheinend keins der drei angewandten Selektionskriterien erfüllen: Gebrauch (frz. usage) bzw. Frequenz, Derivationskraft und semantische Weite (S. 13-15). Im Fall des Italienischen lässt sich dies grundsätzlich dadurch erklären, dass die Autoren für die Bestimmung des Inventars des VRI (wie auch des VR der anderen normierten Sprachen) nur die Standardsprache berücksichtigten, also für ‘Käse’ nur formaggio, das in verschiedenen italienischen Dialekten nicht vorhanden ist (vgl. oben 1). Dasselbe gilt allerdings nicht für das Französische, wo sich fromage – mit wenigen Ausnahmen (vgl. oben 1, frz. dial. ḱas) – im ganzen französischen Raum durchgesetzt hat.

Gemäß den Daten aus Vocabularul reprezentativ (S. 19-79, insbesondere S. 22 und 49-51) gehört rum. brânză nur aufgrund seiner Derivationskraft – neben weiteren 309 Wörtern, die dieses Kriterium erfüllen – zum VRR (mit insgesamt 2581 Einheiten). Diese Wörter mit mindestens drei Derivata bilden die drittgrößte Gruppe (12,01 %) des VRR, nach den Wörtern, die das Kriterium ‘Gebrauch’  (41,45 %) und denjenigen, die die Kriterien ‘Gebrauch’ sowie ‘semantische Weite’ erfüllen (18,13 %). Ausschließlich aufgrund ihrer Derivationskraft wurden auch sard. kasu und sp. queso in das VR aufgenommen. Sard. kasu gehört zur zweitgrößten Gruppe (579 Wörter, d.h. 34,42 %) des VRSd mit insgesamt 1722 Einheiten nach derjenigen Gruppe von Wörtern, die (allein) das Kriterium  ‘semantische Weite’ (621 Wörter, d.h. 36,92 %) erfüllen (Vocabularul reprezentativ, S. 80-123, insbesondere 87 und 102-104, sowie 588). Sp. queso gehört zu den Wörtern mit mindestens drei Derivata, die – ähnlich den rumänischen Derivata – den dritten Platz (357 Wörter, d.h. 13,67 %) im VRS mit insgesamt 2611 Einheiten einnehmen, nach den Wörtern (allein) mit hoher Gebrauchsfrequenz (41,44 %) und denjenigen sowohl mit hoher Gebrauchsfrequenz als auch mit semantischer Weite (17,66 %) (Vocabularul reprezentativ, S. 369-425, insbesondere S. 387, 399-401, sowie 588). Im Vergleich dazu erfüllt port. queijo – gemäß den Daten aus Vocabularul reprezentativ (S. 426-482, insbesondere 444 und 451-456, sowie 588)  – nur das Kriterium ‘Frequenz’ und gehört damit zu der größten Gruppe (1031 Wörter, d.h. 44,59 %) des VRP mit insgesamt 2312 Einheiten. Unter den Lexemen mit der Bedeutung ‘Käse’ in den oben erwähnten randromanischen Sprachen erfülle allein kat. formatge zwei der drei Selektionskriterien, nämlich ‘semantische Weite’ und ‘Derivationskraft’ (Vocabularul reprezentativ, S. 317-368, insbesondere 326, 340-341 und 345-346). Es gehört zur viertgrößten Gruppe (233 Wörter, d.h. 9,79 %) des VRC mit insgesamt 2381 Einheiten, nach den Wörtern mit hoher Frequenz (40,91 %), denjenigen mit hoher Frequenz und semantischer Weite (12,05 %) und denjenigen (nur) mit semantischer Weite (9,95 %).

Die unterschiedlichen Ergebnisse bezüglich der Position von rum. brânză, sard. kasu, kat. formatge, sp. queso und port. queijo im VR der jeweiligen Sprache spiegeln nicht unbedingt die sprachliche Realität wider. Sie erklären sich vor allem dadurch, dass die Selektionskriterien nicht konsequent dieselben waren. Zur Bestimmung des VRSd wurde – angesichts des Fehlens einer überdialektalen Sprachnorm und einer einheitlichen Schriftsprache – ausschließlich das Logudoresische berücksichtigt, während im Fall der anderen Sprachen das Inventar auf der Standardsprache basiert. Darüber hinaus wurden die sardischen Wörter nur nach zwei Selektionskriterien ins VRSd aufgenommen, nämlich nach der semantischen Weite und der Derivationskraft. Zu bemerken ist auch, dass zur Bestimmung des VRR und des VRS (neben den Kriterien ‘Derivationskraft’ und ‘semantische Weite’) das Kriterium ‘Gebrauch’ entscheidend war, das auf der von A. Juillard herausgegebenen Serie von Frequenzwörterbüchern basiert, für das Katalanische und für das Portugiesische hingegen das Kriterium ‘Frequenz’, das auf dem von Henri Guiter herausgegebenen Dictionnaire de fréquence du catalan basiert, dazu noch auf Befragungen. Eine genauere Analyse der Lexeme mit der Bedeutung ‘Käse’ in den erwähnten romanischen Sprachen könnte zeigen, dass nicht nur port. queijo eine hohe Frequenz hat und sich nicht nur sard. (log.) kasu und kat. formatge durch eine semantische Weite charakterisieren.

3.2. Zugehörigkeit von rum. brânză zum Grundwortschatz

In der statistischen Analyse von Graur (1954, 48-55) zählt brânză (mit „unbekannter Etymologie“, S. 48) zu den insgesamt 1419 Lexemen des Grundwortschatzes des Rumänischen in der Mitte des 20. Jhs. (rum. fondul principal lexical al limbii române), konkret zu den wichtigsten 964 Lexemen, die den Kern des Grundwortschatzes (rum. miezul fondului principal) bilden[4]. Brâncuş (1983, 177) erwähnt es unter den 37 (von insgesamt 89) Lexemen des autochthonen Wortschatzes, die wiederum 2,60 % des Grundwortschatzes darstellen. Untersuchungen von Texten des 16., 17. und 18. Jhs. zeigen, dass dieses Substantiv auch zum Grundwortschatz des Altrumänischen gehörte. Gemäß der Statistik von Tudose (1970, 119-164, insb. 128) ist brânză zwar ein Wort mit niedriger Frequenz in Texten (absolute Frequenz im untersuchten Korpus:  1x im 16. Jh., 1x im 17. Jh. und 2x im 18. Jh.) und niedriger Verteilung (Belege nur in wenigen Texten: im 16. Jh. und im 17. Jh. jeweils in einem Text und im 18. Jh. in zwei Texten). Es erfüllt aber – wie auch andere Wörter für Lebensmittel (z.B. ceapă ‘Zwiebel’, făină ‘Mehl’, lapte ‘Milch’) sowie verschiedene Wörter für Verwandtschaftsbeziehungen (z.B. socru ‘Schwiegervater’, văr ‘Cousin’), Körperteile (z.B. braţ ‘Arm’, buză ‘Lippe’), Farben (z.B. albastru ‘blau’, verde ‘grün’), Wochentage (z.B. luni ‘Montag’, marţi ‘Dienstag’), Zustände (z.B. trist ‘traurig’, vesel ‘fröhlich’) mit ebenfalls niedriger Frequenz und Verteilung – das Kriterium der Verfügbarkeit (rum. criteriul disponibilităţii), d.h. es handelt sich um ein in jeder Epoche gebräuchliches und nützliches Wort, das die Sprecher im Gedächtnis haben und immer, wenn die Umständen es verlangen, verwenden (id., 122 und 128)[5]. Kurioserweise – so die Autorin – findet man gerade für diese Kategorie von „verfügbaren Wörtern“ (rum. cuvinte disponibile) wenige Belege in den untersuchten Texten, was jedoch ihre Zugehörigkeit zum altrumänischen Grundwortschatz (vocabularul fundamental, in der Terminologie der Autorin), mit insgesamt 1119 Einheiten, nicht in Frage stellen kann (id., 122). Die im untersuchten Corpus belegten 177 cuvinte disponibile, also einschließlich brânză, werden in die Kategorie der gesicherten Elemente (insgesamt 792) eingestuft[6]. Sie treten in ihrer Mehrheit im ganzen altrumänischen Zeitraum (und weiterhin im modernen Rumänisch) auf, haben eine solide Position im Wortschatz und gehören folglich zu dessen Kern.

4. Semantische Aspekte diachron und synchron

4.1. Bedeutungserhaltung vs. Bedeutungswandel

Im Portugiesischen und Spanischen erhielten queijo bzw. queso – wie übrigens alle romanischen Nachkommen von lat. CASEU- (mit Ausnahme des dakorum. caş) – ihre ursprüngliche Bedeutung. Im Rumänischen hingegen war brânză einem Bedeutungswandel unterworfen, was sich – wie Brâncuş (1983, 157-163) feststellt – im Fall verschiedener autochthoner (oder als autochthon betrachteter) Wörter überprüfen lässt. Von denjenigen, die Synonyme zu lateinischen Erbwörtern darstell(t)en, erfuhren viele eine Bedeutungsverengung, andere hingegen eine Bedeutungserweiterung (vgl. auch Sala 1998, 82-86). Die Fälle der Bedeutungsverengung führten im heutigen Rumänisch zu einer Relation des Typs spezifisch (markiert) vs. generell (nicht markiert = lateinische Erbwörter), z.B. baci ‘Senner’ vs. păstor ‘Hirte’ (< lat. PASTORE-) und păcurar (< lat. PECORARIU-), balaur ‘riesige Schlange’, ‘Drache’ vs. şarpe ‘Schlange’ (< vlat. *serpes = klat. serpens), cătun ‘kleines Dorf’ vs. sat ‘Dorf’ (< lat. FOSSATU-), murg ‘braunes Pferd’ vs. cal ‘Pferd’ (< lat. CABALLU-), pârâu ‘Bach’ vs. râu ‘Fluss’ (< lat. RIVU-) etc. Die Bedeutungserweiterung hingegen hatte verschiedene Folgen: a) Beseitigung des lateinischen Synonyms (für buză ‘Lippe’, ceafă ‘Nacken’, viezure ‘Dachs’ gibt es im Rumänischen keine lateinischen Synonyme mehr); b) diaphasische oder diatopische Einschränkung des lateinischen Synonyms (asin < lat. ASINU- ist viel seltener als măgar ‘Esel’ und auş < lat. AVUS dauert als Regionalismus fort, während moş ‘alter Mann’, ‘Großvater’, ‘Onkel’ allgemein verbreitet ist) und c) Bedeutungsverengung – mit einer niedrigeren Frequenz und schwächeren Derivationskraft assoziiert – des lateinischen Wortes, wie man beim Synonymenpaar brânzăcaş feststellen lässt.

Im Protorumänischen scheint jedoch die Synonymierelation brânzăcaş anders gewesen zu sein: das Substantiv *caşu war höchst wahrscheinlich das nicht markierte Wort mit der allgemeinen Bedeutung ‘Käse’, *brăndză hingegen das markierte Wort, das eine bestimmte Käsesorte bezeichnete, vermutlich den Käse im Lederschlauch (vgl. Skok 1930, 529). Zwei Argumente stützen diese Hypothese: einerseits das Erhalten der ursprünglichen Bedeutung des lateinischen Erbwortes im Aromunischen (caşu ‘Käse’), Meglenorumänischen (caş ‘Käse’) und Istrorumänischen (cåş ‘Käse’) und andererseits die Semantik von dakorum. câşlegi (< lat. CASEU-LIGA) ‘Zeitraum zwischen zwei orthodoxen Fasten, in dem die christlichen Gläubigen Fleisch, Milch und Milchprodukte sowie Eier essen dürfen’. Besonders dieser letzte Aspekt ist ein Hinweis darauf, dass früher auch dakorum. caş der generische Terminus war (vgl. DLR 1940; Brâncuş 1983, 161).

Unter den autochthonen (oder als solche betrachteten) Wörtern für Lebensmittel des Rumänischen, alle aus der Hirtenterminologie, und zwar brânză, urdă ‘Molkenkäse’, zară ‘Buttermilch’ und bulz ‘Käseklößchen’, ist brânză das einzige, das seine Bedeutung erweiterte (‘bestimmte Käsesorte’ > ‘Käse’) und somit die Stelle eines lateinischen Erbwortes in seiner Funktion als generischer Terminus (caş ‘Käse’ > ‘frischer, ungesalzener geformter Käse’, frz. ‘fromage à la pie’, ‘fromageon’) einnahm. Caş sowie das Substratwort urdă und die alten und neuen Entlehnungen – caşcaval ‘in eine Form gepresster Käse’ (< tk. kaşkaval, vgl. bg. kaškaval, ngr. κασκαβάλι, ung. kaskavál, vgl. it. caciocavallo), telemea ‘weißer Schafkäse in Salzlake’ (< tk. teleme, vgl. aromun. telemé) bzw. camembert (< frz. Camembert), roquefort (< frz. Roquefort), şvaiţer (< dt. Schweizer), emmental (< dt. Emmental), cheddar (< engl. Cheddar), chester (< engl. Chester), gorgonzola (< it. Gorgonzola), mozzarrella (< it. mozzarrella), mascarpone (< it. mascarpone), parmezan (< dt. Parmesan, frz. parmesan), feta (< ngr. tyrí + pheta, it. fetta) und gouda (< ndl. Gouda) – stehen in einer Hyponymierelation zu brânză.[7]

4.2. Die Lexeme für ‘Käse’ aus synchroner semasiologischer Perspektive

Synchron betrachtet, sind die Lexeme für ‘Käse’ in allen drei randromanischen Nationalsprachen polysemantisch. Interessanterweise haben sie, neben einer oder mehreren „neutralen“, auch pejorative Bedeutungen entwickelt. Rum. brânză bedeutet 1. ‘Käse’, 2. (in der Form mit dem bestimmten Artikel, brânza) ‘ein moldauischer Volkstanz‘, 3. ‘die Melodie für diesen Tanz’, 4. (fig.) ‘Wohlstand’ 5. (fig.) ‘Arbeit, Leistung, Handlung, Tat, Erfolg, Sache’ und 6. (fig.) ‘Weißfluss’, ‘Leukorrhoe’. Im figurativen Sinn wird brânză in der Umgangssprache – insbesondere in Kollokationen und Redewendungen (vgl. weiter 10) – gebraucht. Mit der Bedeutung ‘Wohlstand, Wohlleben’ tritt brânză in eine Synonymierelation mit pricopseală auf:  Nu-i nicio brânză de el = Nu-i nicio pricopseală de el ‘Er taugt zu nichts’. Mit der Bedeutung ‘Arbeit, Leistung, Handlung, Tat, Erfolg, Sache’ ist es ein Synonym von treabă, ispravă, lucru und kombiniert sich mit den Verben a fi ‘sein’, a face ‘machen’, ‘tun’, ‘lösen’, a ieşi ‘herauskommen’, ‘ausfallen‘ und a rezolva ‘lösen’. Im Gegensatz zu pricopseală bzw. zu treabă, ispravă, lucru wirkt es ironisch und verachtend: E tot o brânză ‘Das ist doch dieselbe Sache’, ‘Das ist doch ein und dasselbe’, Asta-i altă brânză ‘Das ist andere Sache’, ‘Das ist etwas Anderes’, N-am făcut nicio brânză, N-am rezolvat nicio brânză ‘Ich habe nichts ausgerichtet’, ‘Ich hatte keinen Erfolg’, ‘Ich bin auf keinen grünen Zweig gekommen’, N-a ieşit nicio brânză ‘Es kam zu nichts’, N-am făcut nicio brânză cu el ‘Ich habe mit ihm nichts gemacht’, A făcut o (mare) brânză ‘Er hat nichts ausgerichtet’, Mare brânză! (ironisch) ‘Große Sache!’ Ei, a rezolvat o brânză! (wörtl. ‘Quatsch, er hat einen Käse gelöst!’) ‘Keine Rede!’, (rhet.) Ce (mare) brânză a făcut? (wörtl. ‘Was für einen (großen) Käse hat er gemacht?!’) ‘Er/Sie hat doch nichts ausgerichtet!’. Mit der Bedeutung ‘Weißfluss’ Leukorrhoe’ wird brânză in der vulgären Sprache verwendet, einschließlich in obszönen Fluchen (vgl. weiter 10).

Im Portugiesischen ist die Semantik von queijo komplexer. Insgesamt (gemäß DHLP und DLPC) weist dieses Lexem folgende Bedeutungen auf: 1. ‘Käse’, 2. ‘Kuchen mit einer der des Käses ähnlichen Form’, 3. ‘jedes Lebensmittel mit der Form oder der Konsistenz des Käses’ 4. ‘der volle Mond’, 5. (mar.) ‘Mastknopf’, 6. (Brasilien) ‘Glatze’, 7. ‘leichte Profitquelle’, 8. ‘profitabler Handel’, 9. (Brasilien) ‘andersfarbiger Flicken auf dem Hosenboden’, 10. (Portugal) ‘Hinterbacke’, 11. (Portugal) ‘Arsch’. Verwendet mit den letzten zwei Bedeutungen stellt queijo ein palavrão (‘derber Ausdruck’, ‘Schimpfwort’) dar, das zu calão, d.h. der untersten Stilebene, gehört (vgl. DPI und NDC).

Sp. queso ist hingegen aus semasiologischer Sicht weniger komplex. Die meisten Wörterbücher (vgl. Bibliographie) erwähnen die Bedeutungen 1. ‘Käse’ und 2. (fam., insbesondere im Plural) ‘Füße (eines Mannes)’, ‘(Schweiß)Quanten’ (Te huelen los quesos ‘Du hast Käsefüße’). LHS registriert darüber hinaus die Bedeutung 3. (mar.) ‘Mastknopf’ und DLE – allerdings nur im Spanischen aus Ecuador – die Bedeutung 4. ‘Person, die mitten in einer Gruppe steht und die Kommunikation stört’.

5. Frequenz

Wie bereits hingewiesen (vgl. oben 3), enthält der Grundwortschatz einer Sprache zahlreiche Wörter, die zwar in den Texten eine niedrige Frequenz haben, jedoch zu den gebräuchlichsten und nützlichsten Wörtern einer Sprachgemeinschaft gehören. Sowohl rum. brânză als auch sp. queso (die in VR wegen ihrer Derivationskraft, jedoch im Gegensatz zum port. queijo nicht auch wegen ihrer Frequenz aufgenommen wurden) tauchen zweifellos, weil Bezeichnungen für ein wesentliches Lebensmittel, sehr häufig in der Alltagssprache auf. Es ist allerdings anzunehmen, dass auch die Schrifttexte – abhängig von den Diskursdomänen, von der Gattung und von der Thematik – zahlreiche Belege anbieten. Um diese Hypothese zu überprüfen, habe ich eine statistische Analyse (nur) für rum. brânză anhand eines kleinen Korpus durchgeführt. Sie bestätigt, dass dieses Wort  in Erzählungen und Romanen, in denen das Leben auf dem Land oder das Hirtenleben im Fokus steht, relativ häufig auftritt. In Ion Creangăs Prosa (1837-1889), in der sich das nordmoldauische Dorf vom 19. Jh. widerspiegelt, ist das Substantiv brânză z.B. in der siebenseitigen Geschichte Soacra cu trei nurori/Die Schwiegermutter mit drei Schwiegertöchtern zweimal belegt, einmal als Simplex  und einmal als Teilelement eines Determinativkompositums (brânză cu smântănă ‘Quark’, ‘Kuhkäse mit Sauersahne’):

(1) Lapte, brânză, unt şi ouă de-am putea sclipui să ducem în târg ca să facem ceva parale(Creangă 2009, 22)

(2) Nu trece nici un ceas la mijloc, ş-un cuptor de plăcinte, câţiva pui pârpâliţi în frigare şi prăjiţi în unt, o străchinoaie de brânză cu smântână şi mămăliguţa erau gata.(Creangă 2009, 24)

Weitere Belege findet man in der Geschichte Dănilă Prepeleac (einmal als Simplex, S. 45), in Povestea lui Stan Păţitul/Die Geschichte vom erfahrenen Stan (zweimal als Derivationsbasis, S. 69, 70) und in Amintiri din copilărie/Erinnerungen aus der Kindheit (fünfmal als Simplex, S. 214, 227, 232, 234, 248, davon zweimal als Teilelement einer Periphrase). Beispiele:

(3) Ce le pasă? Lemne la trunchi sunt; slănină şi făină în pod este de-a volna; brânză în putină asemene; curechi în poloboc, slavă Domnului!(Creangă 2009, 227)

(4)  Cu asta se hrănesc mai mult humuleştenii, răzeşi fără pământuri, şi cu negustoria din picioare: vaci, cai, porci, oi, brânză, lână, oloi, sare şi făină de păpuşoi;(Creangă 2009, 232)

(5) Şi atunci, nu ştiu cum îi cade un urs mare din sân şi... de-a dura prin clasă; nu din cei pe care-i joacă ursarii, ci de mămăligă, umplut cu brânză, rotund, prăjit pe jăratec şi de pus drept inimă, când ţi-e foame.(Creangă 2009, 248)

Im Roman Baltagul/Die Streitaxt[8] (1930) von Mihail Sadoveanu (1880-1961) mit rund 140 Druckseiten, in dem es um den Mord an einem Hirten und die Suche seiner Ehefrau nach dem Leichnam und den Mördern geht, ist brânză zwölfmal belegt – neunmal als Simplex (S. 8, 12, 14, 21, 24, 34, 42, 44, 94), zweimal als Teilelement eines Determinativkompositums (S. 7, 21) und einmal als Basis eines Derivatums (Pl. brânzeturi, S. 14). Beispiele:

(6) Bacii nu ştiau numai istorisiri, ci cunoşteau taina laptelui acru ş-a brânzei de burduf.(Sadoveanu o.J., 7)

(7) Fiindu-le lehamite de lapte, brânză şi carne de oi sfârtecate de lup, aduceau de la câmpie legume.(Sadoveanu o.J., 8)

(8) Scoate nişte brânză în scăfiţă.(Sadoveanu o.J., 12)

(9) Bombănind, Mitrea aduse scara, pe când fata scotea din odaia nelocuită de peste tindă, din mirosuri grele de piei şi brânzeturi, lucrurile care-i erau lui trebuitoare şi i le lepădă pe prispă.(Sadoveanu o.J., 14)

(10) Iar dacă nu v-ajunge, scrie, ca să vă trimet de aici, căci mai avem acasă şaptezeci de piei de oaie şi o sută de miel şi şaizeci de burdufuri de brânză şi nouăzeci de păpuşi de brânză afumată.(Sadoveanu o.J., 21)

(11) Şi s-aduci ş-o strachină, ca să-ţi pun într-însa brânză.(Sadoveanu o.J., 24)

6. Transfer in die Onomastik

Der Transfer der Appellativen mit der Bedeutung ‘Käse’ und ihrer Derivata in die Onomastik lässt sich in allen drei berücksichtigten Sprachen beobachten. Aus brânză und seinen Derivata stammt im Rumänischen eine ganze Reihe von Familien-, Bei- und Spitznamen. Dieser Transfer wurde bereits von Brâncuş untersucht (2009, 29-77, insbesondere 44-45). Er stellt fest, dass es sich um ein altes Phänomen handelt, denn Namen wie Brândză (oder Brăndză) und der Spitzenname Brăndză Veche – dazu noch Brănzeş – sind bereits im 16 Jh. belegt[9], dass manche Namen bis heute alte Phonetisme erhalten und dass auch in der Onomastik brânză eine reiche Wortfamilie aufweist. In der Online-Liste der rumänischen Familiennamen[10] sind registriert – neben den Simplizia Brândză, mit dem alten Phonetismus /ʣ/, Brânză/Brînză[11]  mit /z/ < /ʣ/ und (Plural) Brânze – die folgenden Derivata: Brănzea, Brânzac/Brînzac, Brînzachi, Brânzan/Brînzan, Brânzaniuc, Brânzanu/Brînzanu, Brînzari, Brânzaru/Brînzaru,  Brânzaş/Brînzaş, Brânzăscu, Brînzănescu, Brânzea/Brînzea, Brânzeanu, Brânzei/Brînzei, Brânzeiu, Brânzelea, Brânzeu/Brînzeu, Brânzilă/Brînzilă, Brânzoaică, Brânzoi/Brînzoi und Brânzucă/Brînzucă. Außerdem ist es anzunehmen, dass zu dieser Wortfamilie auch Brânda, Brîndă, Brăndas, Brândaş/Brîndaş, Brîndea gehören, in denen das alte Phonem /ʣ/ zu /d/ (und nicht zu /z/) reduziert wurde. Die Namen Brândza (mit bestimmtem Artikel), Brândzaie, Brânzău und Brânzică, in DNFR registriert, tauchen in dieser Online-Liste nicht auf. Von den Namen (alle mit <â> für /ɨ/ geschrieben) aus der Liste von Brâncuş (2009, 45), die anhand des Telefonbuchs (CT) verfasst wurde, fehlen Brânza (mit bestimmten Artikel), Brânzel, Brânzescu, Brânzăniuc und Brânzoiu. Andere in der on-line-Liste registrierten Namen (oder Varianten) sind weder in DNFR noch in der Liste von Brâncuş vorhanden: Brănzea, Brînzachi, Brânzaniuc, Brînzari, Brânzaş, Brânzăscu, Brânzeiu, Brânzelea, Brânzoaică und Brânzucă/Brînzucă. In der Komödie O scrisoare pierdută/Der verlorene Brief von Ion Luca Caragiale (1852-1912) heißt eine Figur Brânzovenescu, der Name kann jedoch eine bloße Erfindung des Autors sein.[12]

Im Portugiesischen und im Spanischen ist die Anzahl der vom Appellativum queijo bzw. queso stammenden Personennamen deutlich niedriger im Vergleich zum Rumänischen. DLP registriert im Teil Vocabulário Antroponímico (Nomes de Pessoas) keinen solchen Namen. In der Online-Liste der aktuellen sowie früheren portugiesischen Nachnamen findet man allerdings Queijo, die Derivata Queijinho und Queijão sowie Quesado (alte Orthographie: Quezado) < aport. Queso[13]. In der spanischen Onomastik erscheint allein das Derivatum Quesada, der ein ziemlich verbreiteter Nachname ist[14].

7. Transfer in die Toponymie

Von rum. brânză und seinen Derivata (oder von den davon hergeleiteten Nachnamen) stammen auch verschiedene Ortsnamen, die in unterschiedlichen Regionen Rumäniens vorhanden sind[15]. Die ältesten Belege findet man bereits in den zwischen dem 10. Jh. und 1520 auf Altkirchenslawisch verfassten Texten (also vor dem ältesten auf Rumänisch erhaltenen Text, Scrisoarea lui Neacşu ‘Der Brief von Neacşu’, 1521): Brândză erscheint als Dorfname in einem Text aus Moldova aus dem Jahr 1490 (DLRV, 79, DERDS, 23-24) und die Derivata Brănzoae und Brănzeş in Texten aus der Walachei aus dem Jahr 1560 bzw. 1533 und 1568 (Hasdeu [1878] 1983, 246 und 249; vgl. auch DERDS, 23-24). In rumänischen Texten ist dieses Lexem zum ersten Mal in einem in Moldova (Iaşi) verfassten Register des Eigentums des Klosters Galata aus dem Jahr 1588 belegt. In diesem Register, von Hasdeu in Cuvente den bătrâni (1983, 210-221) reproduziert, erscheint das Lexem zweimal.

Aus der heutigen Toponymie kann man die Dorfnamen Brânzari (im Kreis Argeş) und Brânzeni (im Kreis Mehedinţi) zitieren[16]. Brâncuş (2009, 44) weist außerdem auf den Bergnamen Brânza im Kreis Neamţ (Nordostrumänien) und Brânzea im Kreis Buzău (Ostrumänien), auf den Hochlandnamen Brânza im Kreis Suceava (Nordostrumänien), den Hügelnamen Brânzan im Kreis Vâlcea (Südrumänien), den Flachlandnamen Brânzău in Banat (Westrumänien), die Dorfnamen Brânzari (auch) in den Kreisen Buzău und Vrancea (Ostrumänien) und Brânzănii im Kreis Mehedinţi (Südwestrumänien), die anscheinend heute nicht mehr existieren, auf den Teil eines Dorfes in Banat, Brânzani, auf den Ortsnamen Faţa Brânzeştii in Năsăud (Nordrumänien), den Waldnamen Brânzela in Banat und den Gassenamen Brânzaru ebenfalls in Banat hin. Im Kreis Vrancea ist mir der Wald- und Hügelnamen Brânzoaia vertraut (vgl. oben altrum. Brânzoae).

In Portugal und in Spanien sind die von queijo bzw. queso (oder von den entsprechenden Nachnamen) hergeleiteten Ortsnamen selten. DLP registriert im Teil Vocabulário Toponímico (Nomes de Localidades) keinen solchen Ortsnamen. Die Online-Suche[17] brachte folgende Ergebnisse: Queijas, kleine Stadt (vila) im Distrikt Lissabon und Fluss (rio) Queijais. Außerdem hat eine Festung in Porto den Namen Castelo de Queijo. In Spanien und auf den Kanarischen Inseln findet man Quesada, eine kleine Stadt in der Provinz Jaén (Andalusien), Ciudad Quesada, einen Ortsteil von Rojales in der Provinz Alicante, Vega de el Queso in Asturien und Montaña del Queso, Berg auf Fuerteventura[18].

8. Die Wortfamilie

Gemäß der Analyse von Brâncuş (1983, 181-182), der die 89 als autochthon identifizierten Wörter des Rumänischen nach der Zahl ihrer direkten, mit lateinischen Affixen gebildeten Derivata klassifiziert, hat brânză sieben solche Derivata (von dem Autor allerdings nicht erwähnt) und besetzt somit – neben brâu ‘Bauergürtel’, căciulă ‘Pelzmütze’, cioară ‘Krähe’, grumaz ‘Hals’, măgar ‘Esel’ – eine Mittelposition in der Liste der produktivsten autochthonen Grundwörter, zwischen denjenigen mit 15 direkten Derivata (mânz ‘Fohlen’) und verschiedenen Wörtern mit weniger als vier Derivata (wie abure ‘Dampf’, brusture ‘Klette’, bucura ‘freuen’, fluier ‘Hirtenflöte’ etc.). Betrachtet man alle, sowohl die direkten als auch die indirekten Derivata des Grundwortes brânză – unabhängig von ihrem Status als Appellative, Anthroponyme und Toponyme und von der Herkunft der Derivationsaffixe – kommt man zu einer umfangreicheren Liste.

  1. Direkte Derivata: mit Nominalsuffixen, und zwar den Diminutivsuffixen -áş: Brânzaş, -él: Brânzel, Brânzela, -ícă: brânzică (auch als Nachname), -işoáră: brânzişoară und -úcă: Brânzucă, den Augmentativsuffixen -ác: Brânzac, -áie: Brândzaie, -án(u)/-eán(u): Brânzan, Brânzani, Brânzeanu, -ău: Brânzău, -ílă: Brânzilă, -ói: Brânzoi, Brânzoiu, -oáie: brânzoa(i)e (häufiger als Ortsname), -oáică: brânzoaică ‘mit frischem Schafkäse gefüllter kleiner Fladen’ (auch als Nachname) und vielleicht auch -ea: Brânzea und -éu: Brânzeu, dem Agens-/Berufsuffix -ár: brânzar ‘Käser’, ‘Käsestecher’, ‘Käsehändler’, Brânzaru, Brânzari, den Kollektivsuffixen -ănii: Brânzănii, -ăríe: brânzărie ‘große Käsemenge’, -ét: brânzeturi ‘Käsesorten, allerhand Käse’ und vielleicht auch -éş: (altrum.) Brânzeş, dem Lokativsuffix -ăríe: brânzărie ‘Käserei’, ‘Raum in der Sennhütte, wo der Käse bereitet und aufbewahrt wird’, ‘Laden/Markt, wo Käse gekauft wird’ sowie mit den Patronymsuffixen -éscu (auch Adjektivsuffix für ‘Herkunft’): Brânzescu, Brânzeştii und -éi: Brânzei; mit dem Verbalsuffix : brânzi ‘käsen’, ‘zu Käse werden’ sowie mit dem Adjektivsuffix mit possessiver Bedeutung -ós: brânzos (fem. brânzoasă, Pl. mask. brânzoşi, Fem. Pl. brânzoase) ‘käsig, reich an Käse’.
  2. Indirekte Derivata: mit Nominalsuffixen, und zwar dem Motionssuffix -eásă: brânzăreasă ‘Käsehändlerin’ (< brânzar), dem Aktions- und Agens-/Berufssuffix -íe: brânzărie ‘Käseherstellung’, ‘der Beruf des Käsestechers’ (< brânzar) und dem Suffix -re, in diesem konkreten Fall ein Vorgangssuffix: brânzire ‘das Käsewerden’ (< brânzi). Hinzuzufügen sind noch Brânzănescu (Brânzan + -éscu) und Brânzăniuc (Brânzan + -iúc).

Durch Präfigierung (Inchoativpräfix în- mit der Variante îm-) entsteht von brânzi das Verb îmbrânzi (tr.) ‘mit Käse zubereiten’, (refl.) ‘zu Käse werden’ und von brânzire das Substantiv îmbrânzire ‘das Käsewerden’. Die Partizipien brânzit und îmbrânzit werden auch als Adjektive und als Substantive verwendet (Konversion):

(12) Şi după ce a mâncat cât a trebuit, i-a mai rămas o bucăţică de mămăligă îmbrânzită.(Creangă 2009, 70)

Durch besondere Derivationskraft charakterisieren sich auch port. queijo und sp. queso, ihre Derivata (einschließlich die Personen- und Ortsnamen) sind allerdings nicht so zahlreich wie diejenigen von rum. brânză. Die Wortfamilie von port. queijo besteht aus:

  1. direkten Derivata: mit Nominalsuffixen, und zwar dem Diminutivsuffix -ínho: queijinho (auch als Nachname), dem Präparatsuffix -áda: queijada ‘Käsekuchen’, den Lokalsuffixen -aría: queijaria ‘Käserei’ und -éira: queijeira ‘Käserei’, dem Aktionssuffix -aría: queijaria ‘Käseherstellung’, dem Instrument/Rezipientsuffix -éira: queijeira ‘Käseplatte, wo man Käse zum Trocken oder zum Erhalten legt’, dem Agens-/Berufsuffix -éiro (fem. -éira): queijeiro ‘Käser’, ‘Käsestecher’, ‘Käsehändler’, queijeira ‘Käserin’ sowie den Suffixen -as: Queijas und -áis: Queijais; mit dem Adjektivsuffix -éiro: queijeiro ‘bezüglich der Käseherstellung oder des Käseverkaufens’ und mit dem Verbalsuffix -ár: queijar ‘käsen’, ‘zu käse werden’; durch Parasynthese entstanden (reg.) requeija ‘Molkenkäse’ (Präfix re- und Suffix -a) und requeijão ‘Quark’ (Präfix re- und Augmentativsuffix -ão);
  2. indirekten Derivata: mit Nominalsuffixen, und zwar dem Diminutivsuffix -ínha: queijadinha ‘kleine Käsekuchen’ (< queijada), und mit dem Adjektivsuffix -éiro: queijadeiro (< queijada) ‘Käse-’. Durch Präfigierung enstand requeijeiro ‘Hersteller von Käse und Milchprodukten’ (< queijeiro).

Im Spanischen ist die Wortfamilie von queso ähnlich der portugiesischen Wortfamilie. Sie umfasst:

  1. direkte Derivata: mit Nominalsuffixen, und zwar dem Diminutivsuffix -íto: quesito ‘Schmelzkäseecken’, dem Präparatsuffix -áda: quesada ‘Käsegebäck (auch als Personen- und Ortsname), den Lokalsuffixen -ería und -éra: quesería ‘Käserei’, ‘Käsegeschäft’, quesera ‘Käsekammer’, dem Instrument-/Rezipientsuffix -éra: quesera ‘Käseglocke’, ‘Käseform’, ‘Käseteller’, dem Agens-/Berufsuffix -éro (fem. -éra): quesero ‘Käser’, ‘Käsehändler’, quesera ‘Käserin’, ‘Käsemacherin’, ‘Käsehändlerin’, und mit dem Verbalsuffix -eár: quesear ‘käsen’, ‘Käse machen’; durch Parasynthese entstand requeson ‘Quark’ (re- + queso + Augmentativsuffix -ón);
  2. das indirekte Derivatum (Diminutiv) quesadilla ‘Käsegebäck’ (< quesada + -ílla).

Interessanterweise sind Derivata mit Augmentativsuffixen im Portugiesischen und im Spanischen so gut wie inexistent (ausgenommen port. requeijão, sp. requeson), während sie im Rumänischen sowohl als Appellative, als auch als Nach- und Ortsnamen auftreten.

9. Die Komposita

Die Komposita mit den Lexemen für ‘Käse’ aus dem Bereich der Gastronomie (die auf verschiedene Käsesorten, auf die Konservierungsart, auf den Herstellungsraum etc. hinweisen) sind in allen drei Sprachen zahlreich. Manche charakterisieren die Gastronomie eines einizigen Landes (z.B. rum. brânză de brad ‘Käse in Körbchen aus Tannenrinde’ brânză de burduf ‘Käse im Schafmagen’, brânză de putină oder brânză de brebinţă oder brânză de brădoaie ‘Käse im Bottich, gut gepresst’), andere sind in verschiedenen Ländern bekannt, auch wenn die Art und Weise der Zubereitung manchmal zum Teil unterschiedlich ist: z.B. rum. brânză de capră, port. queijo de cabra, sp. queso de cabra ‘Ziegenkäse’. Zu bemerken ist auch, dass nicht alle Komposita mit ‘Käse’ aus dem Gastronomiebereich eine Käsesorte oder ein Präparat mit Käse bezeichnen. Z.B. rum. brânză de iepure bezeichnet in Moldau die Halwa und sp. queso de cerdo ist ein Präparat hauptsächlich aus Hirsch- und Wildschweinfleisch, das in Form eines Käses gepresst wird.

Die Komposita mit den Lexemen für ‘Käse’ gehören allerdings nicht ausnahmslos dem Gastronomiebereich an. Im Rumänischen lassen sich manche in den Bereich der Religion einräumen: săptămâna brânzei = săptămâna albă ‘die achte Woche vor Ostern, wenn man Milch und Milchprodukte sowie Ei essen darf’, ‘die Butterwoche’, duminica brânzei ‘der Sonntag der Butterwoche’ und lăsatul de brânză ‘der letzte Tag der Butterwoche’; andere lassen sich in den Bereich der Botanik einräumen: brânza iepurelui, eine nicht genauer bestimmte Pflanze, brânza vacii ‘Scharbockskraut’ (ficaria verna), und andere schließlich in den Bereich der Kinderspiele: Brânza-n bortă wörtl. ‘der Käse im Loch’ (Name eines Spiels, das ich selbst in meiner Kindheit gespielt habe).

10. Phraseologismen

Die Lexeme für ‘Käse’ sind in den berücksichtigten Sprachen Teil verschiedener Phraseologismen[19]. Die im Rumänischen zahlreichen Phraseologismen mit brânză sind in ihrer Mehrheit für die Umgangssprache charakteristisch[20]. Die folgende Liste – in der ich eine Klassifizierung vornehme – basiert auf den Eintragungen in den nachgeschlagenen einsprachigen, zweisprachigen und phraseologischen Wörterbüchern sowie auf einer Online-Sammlung aus dem Jahr 2013 (weiter EB abgekürzt), an der sich verschiedene Personen beteiligten und welche über 100 Phraseologismen umfasst (in der Liste sind insgesamt 141 gezählt, manche werden allerdings von zwei oder drei Personen erwähnt, was zu Wiederholungen führt).

  1. Sprichwörter, die in den Wörterbüchern zitiert werden und grundsätzlich jedem Rumänen vertraut sind: Brânză bună în burduf de câine (wörtl. ‘Guter Käse im Hunderudel’) ‘Faule Nuss mit gutem Kern’, ‘In einer rauen Schale steckt oft ein guter Kern’; Brânza bună se face la stână (wörtl. ‘Der gute Käse wird in der Sennhütte gemacht’) ‘Jede Arbeit mit ihrem Zweck’; Frate, frate, da(r) brânza-i pe/cu bani (wörtl. ‘Bruder, Bruder, aber der Käse gegen Geld’) ‘In Geldsachen hört die Gemütlichkeit auf’, ‘Gute Rechnungen machen gute Freunde’, ‘Handelspartnerschaft ist keine Bruderschaft’; Când e brânză, nu-i bărbânţă ‘Hast du dies, fehlt dir jenes’, Logofete, brânză-n cui (wörtl. ‘Du Schreiber, Käse im Nagel!’) ‘Wer gelehrt ist, ist arm’:

(13) de-acum am prins eu minte... Numai ce folos? Când e minte, nu-i ce vinde; când e brânză, nu-i bărbânţă.(Creangă 2009, 45)

(14) Din partea tatei, care ades îmi zicea în bătaie de joc: “Logofete, brânză-n cui, lapte acru-n călămări, chiu şi vai prin buzunări!” puteam să rămân cum era mai bine: “Nic-a lui Ştefan a Petrei”, om de treabă şi gospodar în Humuleşti.(Creangă 2009, 214)

  1. In EB geht die Liste weiter. Man kann allerdings feststellen, dass manche Wortverbindungen dieser Art nach bereits vorhandenen Sprichwörtern des Rumänischen paraphrasiert werden und andere (wenige) Neuschaffungen darstellen. Im Folgenden werden nur einige Beispiele aus dieser Sammlung zitiert. Sprichwörter ohne Reim: Brânza este preţioasă, altfel nu s-ar vinde la kilogram (wörtl. ‘Der Käse ist kostbar, sonst würde er nicht pro Kilogramm verkauft’) ‘Was gut ist, ist teuer’; Brânza nu după mărime, ci după gust se preţuieşte ‘Den Käse schätzt man nicht nach seiner Größe, sondern nach seinem Geschmack’; Brânza se termină repede, dar gustul nu se uită ‘Der Käse endet schnell, aber der Geschmack dauert lange’; De colac te mai saturi, dar de brânză nu ‘Brot kann man satt haben, Käse aber nie’; Făr’ de lapte nu obţii brânză ‘Ohne Milch kein Käse’; Foamea face brânza mai bună ‘Hunger bewirkt, dass der Käse noch besser schmeckt’, ‘Hunger ist der beste Koch’; Întotdeauna brânza pe gratis se află în cursa de şoareci ‘Der kostenlose Käse befindet sich immer in der Mäusefalle’; Obrazul fin cu zer de la brânză se ţine wörtl. ‘Feine Wangen erhält man mit Molke von dem Käse’ (vgl. Obrazul subţire cu cheltuială se ţine ‘Adel verpflichtet’, ‘Würde bringt Bürde’); Poezia schimbă lumea, iar brânza schimbă supa ‘Die Dichtung verbessert die Welt und der Käse die Suppe’; Vaci n-avem, brânză mâncăm (wörtl. ‘Kühe haben wir keine, jedoch Käse essen wir’) ‘Irgendwie zurechtkommen’; Vârsta contează doar dacă eşti o brânză ‘Das Alter zählt nur, wenn man etwas im Leben erreicht hat’; Vinu-i bun, păcat de brânză (wörtl. ‘Der Wein ist gut, schade, dass der Käse es nicht ist’), man sagt, wenn eine Person (im Fall eines Paars) nicht zur anderen passt. Sprichwörter mit Reim: Brânza de dimineaţă creşte speranţa de viaţă ‘Der Käse von morgen nährt die Lebenshoffnung’, Brânza dulce mult aduce ‘Ungesalzener (guter) Käse macht alles gut’ (vgl. Vorba dulce mult aduce ‘Sanftmut macht alles gut’); Bună ziua ai dat, brânză ai căpătat (wörtl. ‘Sagt man „Guten Tag“, bekommt man Käse’) ‘Die Höflichkeit wird belohnt’, ‘Sanftmut macht alles gut’; Cu o felie de brânză grasă dai mai uşor la coasă wörtl. ‘Nach einem dicken Käsestück ist es leichter abzumähen’; Decât să rămâie brânza, mai bine să crape rânza ‘Lieber zu platzen als den Käse auf dem Tisch zu lassen’; La brânza bună, zaibăru-i cunună (wörtl. ‘Zu einem guten Käse ist ein guter Rotwein (wie der zaibăr) eine Krone’) ‘Zu einem gut schmeckenden Käse passt ein guter Rotwein’; Oaia bătrână face brânza/telemeaua bună ‘Alte Schafe machen guten Käse’ (vgl. Găina bătrână face supa/zeama bună ‘Alte Hühner machen gute Suppen’); Ochii văd, inima cere, brânza bună-i o avere ‘Die Augen sehen, das Herz/der Magen verlangt, guter Käse ist ein Vermögen’ etc.
  1. Verbale Kollokationen und Redewendungen (die meisten in Wörterbüchern registriert, manche nur in EB): a (se) alege brânza de zer (auch a se alege urda de zer) ‘das Gute vom Schlechten/Bösen trennen/unterscheiden’; a se băga brânza-n putină ‘zu Ende gehen’, ‘ausgehen’ (S-a băgat brânza-n putină ‘Es ist ausgegangen’); a (nu) băga în brânză cu cineva ‘sich mit jmdm. (nicht) einlassen’; a se face brânză ‘zu Käse werden’, ‘gerinnen’; a se duce opt (şi) cu a brânzei nouă ‘auf Nimmerwiedersehen davongehen’ (Du-te opt, cu-a brânzei nouă ‘ab/fort/weg mit Schaden’); a nu face (nicio) brânză cu cineva ‘mit jmdm. nichts verrichten’; a nu face multă brânză împreună ‘keinen Scheffel Salz zusammen aufessen’; a fi tot o brânză ‘ein und dasselbe sein’, ‘dasselbe in Grün’; a nu fi (bun) de nicio brânză ‘zu nichts taugen’; a nu fi nicio brânză (de cineva) ‘zu nichts taugen’; a împuţi brânza (EB) ‘mit etwas danebenschießen/-treffen’ (Ai împuţit brânza ‘Du hast danebengeschossen’, ‘Du hast einen Fehler gemacht’); a se împuţi brânza (wörtl. ‘der Käse fängt an zu stinken’) ‘die Beziehung mit jmdm. abbrechen’ (Li s-a împuţit brânza ‘Sie haben sich miteinander überworfen’, ‘Die Freundschaft ist vorbei’); a-i lua cuiva brânza de la gură (EB) wörtl. ‘jmdm. den Käse vom Mund nehmen’ (vgl. a-i lua cuiva mâncarea de la gură ‘jmdm. seines Essens berauben’); a-i pica cuiva brânza-n poală (wörtl. ‘der Käse fällt jmdm. in den Schoß’) ‘das Glück lacht jmdm.’; a prinde brânza viermi (wörtl. ‘der Käse wird voller Maden’) ‘jmdm. geht es (wirtschaftlich gesehen) nicht mehr gut’ (A prins brânza viermi ‘Ihm/ihr geht’s nicht mehr gut’); a propti brânza-n cui (EB; wörtl. ‘den Käsen an den Nagel hängen’) ‘sich häuslich niederlassen’, ‘(durch Heirat) ansässig werden’; a strica brânza cu cineva ‘die Beziehung mit jmdm. abbrechen’ etc.
  1. Nominale Redewendungen: brânză de iepure ‘(wörtl. ‘Kaninchenkäse’) ‘etwas Unmögliches’; o brânză (wörtl. ‘ein Käse’) oder o mare brânză (wörtl. ‘ein großer Käse’) ‘nichts’, ‘kein Erfolg’; (un/o) zgârie-brânză (wörtl. ‘Käse ritzen’) und (un/o) brânză-n sticlă (wörtl. ‘Käse in der Flasche’) ‘Geizhals’, ‘Geizkragen’:

(15) căci, drept vorbind, şi moş Vasile era un cărpănos ş-un pui de zgârie-brânză, ca şi mătuşa Mărioara.(Creangă 2009, 234)

  1. Elativische Kollokationen (ca brânza ‘wie Käse’, ca-n brânză ‘wie im Käse’, ca brânza la soare ‘wie der Käse in der Sonne’, ‘wie der in der Sonne getrocknete Käse’ und ca brânza în bucate ‘wie der Käse in Gerichten’ fungieren als – expressive – Morpheme des Elativs, die allerdings nicht grammatikalisiert sind, wie foarte ‘sehr’, weil sie nur in Verbindung mit gewissen Wörtern zur Angabe des Elativs dienen; vgl. Copceag 1989: 65): alb ca brânza ‘sehr weiß’ (sagt man über eine Person mit sehr weißer, ungebräunter Haut; a fi ca brânza în bucate ‘sehr gut sein’; bun ca brânza ‘sehr gut’; a intra (cuţitul) ca-n brânză ‘(das Messer) sehr leicht hineindringen’; mâini moi ca brânza ‘sehr weiche Hände’; a tăia ca-n brânză ‘sehr leicht schneiden’. Sie sind in den Wörterbüchern nicht registriert, die meisten sind allerdings in der gesprochenen Sprache sehr verbreitet. Neben diesen Kollokationen werden in EB hinzugefügt: (luna plină e) frumoasă ca o brânză ‘(der Vollmond) ist sehr schön’, rotund ca o brânză ‘sehr rund’, ‘dick’ (mit Bezug auf eine dicke Person); tare ca brânza la soare ‘sehr hart’, a tremura ca o brânză ‘sehr zittern’.
  1. Obszöne Flüche, in denen brânză einen (metonymischen) Euphemismus anstelle des Appellativums für das weibliche Geschlecht darstellt: Brânza mă-tii!, wörtl. ‘Der Käse deiner Mutter!’, Ce brânza mă-tii vrei de la mine? wörtl. ‘Was – der Käse deiner Mutter! – willst du von mir?’ (‘Was willst du verdammt von mir?’), Du-te-n brânza mă-tii! wörtl. ‘Gehe in den Käse deiner Mutter!’. Euphemistisch wirkt brânză auch im für die Männersprache charakteristischen Fluch Cum brânza mea? (EB), wörtl. ‘Wie mein Käse?!’ (‘Wie ist so was möglich?!’, ‘Das kann doch nicht sein!’).

Viele Phraseologismen verspotten das menschliche Versagen (a nu face nicio brânză ‘nichts ausrichten’, ‘es zu nichts bringen’, ‘auf keinen grünen Zweig kommen’, wertlos sein’) und insbesodere menschliche Mängel: den Geiz (z.B. zgârie-brânză, brânză-n sticlă, a fura (şi) brânza de la şoareci, EB, wörtl. ‘von den Mäusen den Käse stehlen’, ‘sehr geizig sein’), die Gier (Dacă-i dai o felie de brânză, o să-ţi fure tot caşul ‘Gibst du ihm ein Stück Käse, nimmt er dir den ganzen Käselaib’), den Neid (Vaca vecinului dă brânză mai bună (EB) ‘Die Kuh des Nachbars gibt besseren Käse’), die Neigung zum Lügen (iron. Da, şi eu am mâncat brânză de iepure ‘Ich habe schon Hasenkäse gegessen’, Bine că există şoareci, altfel nu am şti cine mănâncă brânza wörtl. ‘Gut, dass es Mäuse gibt, sonst würden wir nicht wissen, wer Käse isst/frisst’), die (Neigung zu) Faulheit (a aştepta firimiturile de brânză, EB, wörtl. ‘auf die Käsekrümel warten’, ‘sehr faul sein’; La brânzoaice înainte, la război înapoi ‘Aus dem Krieg zurück, schnell zu den Quarktaschen’), die Ängstlichkeit, das Fehlen des Mutes (a fi moale ca o brânză, a tremura ca o brânză ‘wie ein Käse zittern’), die Unentschlossenheit (a fi cu un ochi la slănină şi cu altul la brânză ‘unentschlossen sein’, ‘sich nicht entscheiden können’, EB; vgl. a fi cu un ochi la făină şi cu altul la slănină), die Erfahrungslosigkeit (a fi murdar de brânză pe la gură, EB, wörtl. ‘einen schmutzigen Mund vom Käse haben’, ‘noch grün sein’, ‘unerfahren sein’), das schlechte Verhalten (Brânza-i albă, tu eşti negru wörtl. ‘Der Käse ist weiß, du schwarz’), die übertriebene Sparsamkeit (a mânca şi firimiturile de brânză, EB, wörtl. ‘auch die Käsekrümel essen’, ‘sehr sparsam sein’), die Ungeschicktheit (Bate untu-n piuă să se facă brânză wörtl. ‘Die Butter im Bottich schlagen, um Käse zu gewinnen’, ‘etwas Gutes verderben’), die Obsession für Sauberkeit (a spăla şi brânza proaspătă, EB, wörtl. ‘auch den frischen Käse waschen’, ‘von der Sauberkeit beherrscht sein’), die Inkohärenz, das Reden ins Blaue hinein (a o da în brânză topită, EB, ‘abschweifen’, ‘in den Tag hinein reden’), das Übergewicht und das runde Aussehen (rotund ca o brânză), die zu weiße Haut (alb ca brânza), etc.

Weniger zahlreich sind die Phraseologismen, die menschliche Qualitäten und positive physische Züge fokussieren, wie die Güte, die Schicklichkeit (bun ca brânza), die geistigen Kapazitäten (assoziiert aber mit einem schlechten Charakter: Brânză bună în burduf de câine), die Großzügigkeit (Cin’ se ia cu mine bine, îi dau brânza de la mine wörtl. ‘Wer zu mir eine gute Beziehung entwickelt, dem gebe ich meinen Käse’, ‘Für echte Freundschaft, Großzügigkeit’, ‘Einem echten Freund sein letztes Hemd hergeben’), die Anständigkeit (O femeie şi frumoasă, şi deşteaptă, şi cu brânza acasă ‘Eine sowohl schöne wie auch kluge und anständige Frau’) und die Schönheit, die Zartheit der Haut (mâini moi ca brânza).

Durch manche Phraseologismen werden gesellschaftliche Aspekte thematisiert, wie die menschlichen, häufig schlechten, Beziehungen (a nu face brânză cu cineva, a se împuţi brânza, a strica brânza, Du-te opt şi cu-a brânzei nouă), die Armut (a nu avea o bucată de brânză pe masă wörtl. ‘kein Stück Käse auf dem Tisch haben’, ‘sehr arm sein’) und die Ausbeutung (a-i lua cuiva şi brânza de la gură), sowie positive und negative Ereignisse im Leben von Menschen, wie das unerwartete Glück (a-i pica cuiva brânza în poală wörtl. ‘jmdm. fällt der Käse in den Schoß'), die Nutzlosigkeit, die Nutzenentziehung (S-a băgat brânza-n putină) und der wirtschaftliche Untergang (a prinde brânza viermi).

Nicht wenige sind die Phraseologismen, die Aufforderungen, Warnungen und Ratschläge enthalten. Zum Beispiel: ‘Sei fleißig, sei beharrlich!’ (Brânza de soi, doar cu altoi, EB, wörtl. ‘Guter Käse, nur durch Veredelung’, ‘Wer weit will gehen, muss standhaft sein’; Cu multă trudă se face brânza bună, EB, ‘Nur mit Mühe macht man einen guten Käse’, Din lapte gras se face brânza bună, EB, ‘Aus fetter Milch macht man den guten Käse’, Cu o picătură de lapte nu obţii brânză, EB, ‘Mit einem Tropfen Milch macht man noch keinen Käse’, vgl. Cu o floare nu se face primăvară ‘Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer’; Omul harnic, muncitor, de brânză nu duce dor, EB, ‘Dem fleißigen Mensch fehlt Käse nicht’, ‘Fleiß bringt Käse’; vgl. Omul harnic, muncitor, de pâine nu duce dor ‘Fleiß bringt Brot, Faulheit bringt Not’); ‘Taten, nicht Worte!’ (Cu vorbe laptele nu se face brânză, nici apa de gârlă oţet de trandafiri, EB, wörtl. ‘(Nur) mit Worten wird weder die Milch zu Käse noch das Bachwasser zu Rosenessig’); ‘Nur mir Geduld kommt man zu Ergebnissen!’ (Încetul cu încetul se face brânza, EB, vgl. Încetul cu încetul se face oţetul ‘Was lange währt, wird endlich gut’); ‘Sei ein anständiges Mädchen!’ (Brânza bună nu face spumă, EB, wörtl. ‘Der gute Käse bildet keinen Schaum’, ‘Brave Mädchen haben keinen schlechten Ruf); ‘Lasse dich nicht durch das Schein täuschen!’ (Brânza nu după mărime, ci după gust se preţuieşte, EB, ‘Den Käse schätzt man nicht nach seiner Größe, sondern nach seinem Geschmack’, Lipia e albă, brânza e albă, dar la gust se deosebesc una de alta, EB, ‘Das Brot ist weiß, der Käse ist weiß, aber sie schmecken nicht gleich’); ‘Sei mutig!’ (Nu fi brânză, că te mănancă lupii, EB, wörtl. ‘Sei kein Käse, sonst fressen dich die Wölfe!’), ‘Sei nicht leichtgläubig!’ (Nu tot ce se numeşte lapte face brânză, EB, ‘Nicht jede Milch macht Käse’); ‘Sei zufrieden mit dem, was du hast!’ (Nu da brânza din mână pe caşcavalul de pe raft!, EB, vgl. Nu da vrabia din mână pe cioara din par/de pe gard ‘Besser ein Spatz in der Hand als eine Taube auf dem Dach’); ‘Iss gesund!’ (Cine mănâncă brânză dimineaţa ajunge departe ‘Wer morgens ein Stück Käse isst, schafft es weit zu gehen', EB, O felie de brânză după fiecare masă lasă dentistul fără bani în plasă, EB, ‘Ein Stück Käse nach jeder Mahlzeit bewirkt, dass der Zahnarzt kein Geld in seiner Tasche hat’, ‘Wer Käse nach jeder Mahlzeit isst, muss nicht zum Zahnarzt’, Decat E-uri periculoase, mai bine brânză pentru oase, EB, ‘Lieber Käse für die Knochen als gefährliche E-Zusatzstoffe’); ‘Ernähre dich richtig!’ (Brânza grasă te ţine sătul ‘Der fette Käse hält einen satt’); ‘Achte darauf, dass manche Sachen nicht zueinander passen!’ (Brânza de capră o strică şi pe cea de oaie ‘Der Ziegenkäse verdirbt immer noch den Schafkäse’); ‘Die Zeit lässt sich nicht zurückdrehen!’ (Din brânză lapte nu se mai face ‘Aus dem Käse kann man keine Milch machen/gewinnen’).

Aus den zitierten Phraseologismen ergibt sicht, dass diesem Lebensmittel zahlreiche Qualitäten zugeschrieben werden, und zwar [+lebenswesentlich], [+anspruchsvoll/nicht leicht herzustellen], [+kostbar], [+nahrhaft], [+gesund], [+schmackhaft], [+konsistent], [+weiß], [+weich], aber auch manche negative Eigenschaften, die jedoch keine Konstante darstellen: [+weich], [+weiß] (beide, wie gesehen, abhängig vom Kontext auch positiv konnotiert), [+stinkend], [+verderblich], genauer [+stinkend werden], [+madig].

Im Portugiesischen ist die Anzahl der Phraseologismen mit queijo deutlich geringer. In den nachgeschlagenen Wörterbüchern findet man insgesamt die verbalen Redewendungen é queijo ‘(jmd./etwas) ist gut’, ‘(es) ist einfach’: O gajo é queijo ‘Der Typ ist gut’, A tarefa é queijo ‘Die Aufgabe ist einfach’ (in Brasilien: ‘(etwas) ist exzellent’), ugs. estar com/ter a faca e o queijo na mão ‘alle Macht haben’, ‘alle Trümpfe in der Hand haben’, ‘das Heft in der Hand haben’, ugs. estar entre a pêra e o queijo ‘am Ende der Mahlzeit sein’ und fechar-se no queijo ‘sich von den Menschen isolieren’, ‘isoliert von den anderen leben’ sowie das Sprichwort Pão, pão, queijo, queijo! ‘Tacheles reden!’, ‘Gerade heraus!’, ‘Keine Unklarheiten!’.

Auch das Spanische verfügt im Vergleich zum Rumänischen über wenige Phraseologismen mit queso. Die nachgeschlagenen Wörterbücher erwähnen eine bis maximal drei solcher festen Wortverbindungen. Insgesamt gehören dazu die verbalen Redewendungen ugs. dársela (a uno/alguien) con queso ‘(jmdn.) hereinlegen’, ‘ (jmdn.) ködern’ und armar con queso (‘cebar a uno con alguna niñeriá para cogerle como al ratón’) ‘jmdn. mit irgendeiner Kleinigkeit ködern, um ihn wie eine Maus zu fangen’ (nur in TLCE vorhanden, möglicherweise veraltet), die adjektivischen Redewendungen de queso oder de medio queso (bezieht sich auf die Form der Hutkrempe: sombrero de medio queso) und ugs. de dos de queso ‘wertlos’, ‘von wenigem Nutzen’ (veraltet), sowie das Sprichwort Tanto pan como queso wörtl. ‘Sowohl Brot als auch Käse’ (nur in TLCE vorhanden, möglicherweise veraltet). DLE signalisiert außerdem den Ausdruck ugs. allí está el queso (= ahí está el quid) ‘hier ist der wesentlich Punkt’ im Spanischen aus Ecuador.

11. Verbreitung in andere Sprachen

Von den Lexemen mit der Bedeutung ‘Käse’ in den berücksichtigten randromanischen Sprachen ist allein rum. brânză in andere Sprachen eingedrungen. In Dalmatien (Ragusa) bezeichnete brençe im 14. Jh. einen besonderen ‘caseus valachicus’ (vgl. Fußnote [9]). Als Entlehnungen aus dem Rumänischen können ebenfalls betrachtet werden: ngr. πρέντζα ‘Käse in einem Lederschlauch’, serb. brenca, slov., poln. bryndza, poln. bredza, ukr., tschech. brindza, romani brinsa, ungar. brenza, brondza, sächsisch. Pränts und dt. (dialekt.) Brinse(käse) (vgl. Pascu 1924, 26-27; CDE; Rohlfs 1971, 140, Fußnote 446; Rosetti 1986, 253; DELR).

12. Schlussfolgerungen

  1. In der Randromania setzte sich allein im (Dako)rumänischen ein Wort aus dem Substrat (brânză) als generischer Terminus für ‘Käse’ durch und nur hier erfuhr der Nachkomme von lat. CASEU-, caş, eine Bedeutungsverengung, die parallel zur Bedeutungserweiterung des Substratswortes verlief.
  2. Zu den (alten) generischen Termini, die ein Grundlebensmittel bezeichnen und damit sehr gebräuchlich und stabil sind, gehören sowohl rum. brânză als auch port. queijo und sp. queso; sie gehören damit zum repräsentativen Wortschatz der jeweiligen Sprache. Sie charakterisieren sich durch Polysemantismus, hohe Frequenz, eine besondere Derivationskraft, zahlreiche Komposita und Phraseologismen aus. Als besonders polysemantisch erweist sich port. queijo, gefolgt von rum. brânza (beide mit über fünf Bedeutungen) und von sp. queso (mit weniger als fünf Bedeutungen). Bezüglich der Derivationskraft weist rum. brânză eine umfangreichere Wortfamilie als die entsprechenden generischen Termini des Portugiesischen und Spanischen auf, die – neben Diminutiva, Kollektiva, Agensbezeichnungen etc. – auch viele Augmentativa/Pejorativa umfasst. Auch das Vorhandensein von Komposita in anderen Bereichen als dem der Gastronomie scheint nur das rumänische Lexem zu charakterisieren. Die Phraseologismen treten im Portugiesischen und im Spanischen in geringer Zahl auf (einige Redewendungen und Sprichwörter), im Rumänischen hingegen sind sie unzählig. Sie umfassen elative Kollokationen, Redewendungen verschiedener Art, Sprichwörter sowie Flüche und spiegeln eine bestimmte Lebensart, eine bestimmte Mentalität sowie gesellschaftliche Aspekte wider.
  3. In allen drei Sprachen entstanden von den Appellativen mit der Bedeutung ‘Käse’ und ihren Derivata auch Personen- und Ortsnamen. In der portugiesischen und spanischen Onomastik und Toponymie ist die Liste dieser Name sehr begrenzt, in der rumänischen hingegen ist sie umfangreich.
  4. Das rumänische Lexem ist außerdem – unter den drei berücksichtigten Lexemen – das einzige, das in weitere Sprachen entlehnt wurde.

Die oben erwähnten Besonderheiten, die rum. brânză von den entsprechenden iberoromanischen Lexemen unterscheiden, zeigen, wie tief verankert dieses Lexem im Wortschatz der Rumänen ist und wie wesentlich das dadurch bezeichnete Lebensmittel für sie war und ist. Sie lassen sich darüber hinaus als Argumente nicht nur für die Bestätigung der These betrachten, dass es sich um ein sehr altes, vorrömisches Wort (und nicht um eine Entlehnung) handelt, sondern auch für die These, die besagt, die Rumänen waren in Laufe ihrer Geschichte stark von Hirtentum geprägt.

 

[1] DHLP nimmt eine spanische Vermittlung an: „ETIM lat.pop. caseus, ei ‘queijo’, por intermédio do esp. queso (980)“. Das Wort ist 1188-1230 in der Form queso dokumentiert. In den folgenden Jahrhunderten sind belegt die Formen queixo, 1312, queyio, 14. Jh., und queyjo, 15. Jh. (ibid.)

[2] Zu bemerken ist auch, dass sich dieses Substantiv von einem Maskulinum mit der Pluralform caşi zu einem Neutrum mit der Pluralform caşuri entwickelte. In den rumänischen Wörterbüchern ist die Einstufung von caş nach Genus unterschiedlich. Zum Beispiel: DLR 1940 registriert es als Maskulinum, DELR II und DEX 1996 als Neutrum und Maskulinum und RDW [1903-] als Neutrum. Gemäß dem normativen Wörterbuch DOOM stellt caş im heutigen Rumänisch ein neutrales Substantiv dar.

[3] Das Wort ist nicht nur im Dakorumänischen, sondern auch im Aromunischen und Meglenorumänischen vorhanden, es hat hier allerdings die Nachkommen von CASEU- als generische Termini nicht ersetzt. Im Aromunischen ist brânḑâ selten belegt (Capidan 1932, 159). Heute scheint es bereits verschwunden zu sein, und zwar nicht nur in der Varietät aus Albanien (vgl. Brâncuş 1983, 44), sondern auch in den anderen Varietäten des Aromunischen (in DIARO wird für dakorum. brânză keine aromunische Entsprechung gegeben; vgl. auch Skok 1930, 529). Im Meglenorumänischen hingegen dauert dieses Wort – brǫnză, broánză, brǫnḑză oder brănḑă – bis heute fort (vgl. DDM, wo auch Beispiele zitiert werden). Diese diatopische Verbreitung nördlich und südlich der Donau führt zur Annahme eines protorumänischen *brănḑă (vgl. Brâncuş 1983, 165).

[4] Auch caş gehört zu diesen 1419 Lexemen, jedoch nicht zum Kern des rumänischen Grundwortschatzes, sondern zur zweiten Kategorie von (217) Wörtern mit (nur) maximaler Breite (Graur 1954, 48). Die dritte Kategorie bilden in der Statistik von Graur die Wörter, die am wenigsten sicher sind (238).

[5] Das Substantiv caş fehlt in der von Tudose 1970 verfassten Liste der Elemente des altrumänischen Grundwortschatzes.

[6] Für 24 davon (einschließlich für brânză) wird „unbekannte Etymologie“ gegeben (Tudose 1970, 128, 163).

[7] Die neuen Entlehnungen und ihre Etymologie zitiere ich nach Marin (Marin 2015, 515 und 521-522), die für jedes Wort auch das Jahr des ersten Belegs erwähnt.

[8] In deutscher Übersetzung erschien der Roman mit dem Titel Nechifor Lipans Weib.

[9] Den ältesten Beleg für rum. brânză findet man in einem dalmatischen Dokument aus Ragusa aus den Jahren 1356-1381: brençe(a) = caseus murilacchus, blachescus, valachicus (Hasdeu [1878] 1983, 540: Suplement la Tomul I, LXXIII; Skok 1930, 528-529). Als Nachname taucht das Wort in auf Altkirchenslawisch verfassten Texten des 16. Jhs. auf, sowohl aus der Walachei, aus dem Jahr 1574, als auch aus Moldau, aus den Jahren 1576, 1577 und 1579 (DERDS, 23-24).

[10] https://ro.wikipedia.org/wiki/listă_de_nume_româneşti_litera_B
(Zugriff: 12.07.19)

[11] Die unterschiedliche Graphie – mit <â> für /ɨ/ in der Mittelposition gemäß der neuen Orthographie bzw. mit <î> gemäß der alten Orthographie – könnte ein Hinweist darauf sein, dass es um mindestens zwei Personen mit demselben Nachnamen handelt, denn manche Rumänen haben ihren Namen orthographisch angepasst, andere blieben der alten Orthographie treu.

[12] Im Verglich zu brânză ist der Transfer des Substantivs caş und seiner Derivata in die Onomatik ein selteneres Phänomen. DNFR zitiert nur die Nachnamen Caşu und Caşaş < căşaş, ein mögliches Synonym von căşar ‘Käser’, sowie Căşar(i)u, Căşărescu und Căşeru < căşer, anscheinend eine Variante von căşar.

[13] https://nosportugueses.pt/pt/apelidos/q
(Zugriff: 12.07.19).

[14] https://es.wikipedia.org/wiki/Categoria:Apellidos_de_España
(Zugriff: 12.07.19)

[15] Im Gegensatz dazu gibt es anscheinend keine rumänischen Ortsnamen vom Appellativum caş (Iordan 1963 zitiert kein einziges Beispiel).

[16] https://ro.wikipedia.org/wiki/listă_de_localităţi_din_România_grupate_pe_judeţe
(Zugriff: 12.07.19)

[17] https://pt.wikipedia.org/wiki/Categoria:Localidades_de_Portugal
(Zugriff: 12.07.19)

https://pt.wikipedia.org/wiki/Categoria:Rios_de_Portugal
(Zugriff: 12.07.19)

https://pt.wikipedia.org/wiki/Lista_de_montanhas_de_Portugal
(Zugriff: 12.07.19)

[18] https://es.wikipedia.org/wiki/Categoria:Localidades_de_España_por_provincias
(Zugriff: 12.07.19)

https://es.wikipedia.org/wiki/Lista_de_rios_de_España
(Zugriff: 29.09.20)

https://listas.20minutos.es/lista/lista-de-montañas-de-españa-433683
(Zugriff: 12.07.19)

[19] Phraseologismen werden hier in breiterem Sinn aufgefasst, und zwar als „feste Wortverbindungen, deren Bandbreite von Syntagmen (z.B: a todas luces) und Ausdrücken (z.B. dorar la píldora) bis zu ganzen Sätzen bzw. Minitexten (z.B. Cría cuervos y te sacarán los ojos) reicht“ (Geckeler 2008, 3123).

[20] Unter den rumänischen Lexemen des Wortfeldes ‘Milchprodukte’ treten in Phraseologismen nur brânză, caş, caşcaval und urdă auf (vgl. Marin 2015, 518). Diejenigen mit brânză sind – von weitem – die zahlreichsten.

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  • REW 1935 = Meyer-Lübke, Wilhelm (31935): Romanisches Etymologisches Wörterbuch, Heidelberg, Carl Winters Universitätsbuchhandlung, 3. vollständig neubearbeitete Auflage.
  • Rohlfs 1971 = Rohlfs, Gerhard: Romanische Sprachgeographie. Geschichte und Grundlagen, Aspekte und Probleme mit dem Versuch eines Sprachatlas der romanischen Sprachen, München, C. H. Beck’sche Verlagsbuchhandlung.
  • Rosetti 1986 = Rosetti, Alexandru (1986): Istoria limbii române. I. De la origini până la începutul secolului al XVII-lea, Bucureşti, Editura Ştiinţifică şi Enciclopedică, Ediţie definitivă.
  • Russu 1970 = Russu, I. I. (1970): Elemente autohtone în limba română. Substratul comun româno-albanez, Bucureşti, Ed. Academiei Republicii Socialiste România.
  • Russu 2009 = Russu, Ion Iosif (2009): Limba traco-dacilor, Bucureşti, Dacica.
  • Sadoveanu o.J. = Sadoveanu, Mihail (o.J.): Baltagul, Bucureşti, Agora.
  • Sala (coord.) 1988 = Sala (coord.), Marius (1988): Vocabularul reprezentativ al limbilor romanice, Bucureşti, Editura Ştiinţifică şi Enciclopedică.
  • Sala 1998 = Sala, Marius (1998): De la latină la română, Bucureşti, Univers Enciclopedic.
  • Skok 1930 = Skok, Petar (1930): Zum Balkanlatein III., in: Zeitschrift für Romanische Philologie (Unveränderter Nachdruck 1970), 484-695.
  • TLCE 2006 = De Covarrubias Horozco, Sebastián (2006): Tesoro de la lengua castellana o española, Madrid, Universidad de Navarra/Iberoamericana/Vervuert, Real Academia Española/Centro para la Edición de Clásicos Españoles.
  • Tudose 1970 = Tudose, Claudia (1970): Vocabularul fundamental al limbii române vechi, in: Coteanu, Ion / Wald, Lucia (resp.): Sistemele limbii, Bucureşti, Editura Academiei Republicii Socialiste România, 119-164.
  • Zuluaga 2012 = Zuluaga, Alberto (2012): Phraseologismen und andere fixierte Ausdrücke, in: Born, Joachim et al. (Hrsgg.): Handbuch Spanisch, Berlin, Erich Schmidt Verlag, 257-262.

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