Elton Prifti

Professor für Romanische Sprachwissenschaft, Universität Wien

Kontakt: elton.prifti@univie.ac.at

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Ein Statement von mir zu den Digital Humanities:

Die Erfindung der mathematischen Maschinenmodelle in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts eröffnete zunächst neue Perspektiven in den Naturwissenschaften. In den frühen 1960er Jahren sind dann die ersten Versuche des Einbezugs der Informatik in sprachwissenschaftlichen Analyseverfahren zu verzeichnen, die auf Grund ihres Erfolgs zu einer zunehmenden Öffnung der Linguistik in Richtung der digitalen Welt beitrugen. Den wahren Siegeszug der Informatik im Allgemeinen erleben wir jedoch erst seit Beginn des neuen Jahrtausends. Auch die Humanwissenschaften, einschließlich der Philologien, sind davon – mit einem gewissen Verzug – erfreulicherweise betroffen. Der Qualitätssprung im Bereich der Digitalisierung ist seit wenigen Jahren im Gange. Er besteht im Grunde in der Erweiterung des Spektrums der Digitalisierung von der Gewinnung, Verwaltung und eindimensionalen Nutzung digitaler Daten zur zusätzlichen Digitalisierung der Forschungsmethoden. Dieser Paradigmenwechsel und die damit verbundenen enormen Fortschritte weisen nicht wenige Parallelen zu den Auswirkungen einer anderen kulturgeschichtlichen Zäsur erkennen, nämlich der Erfindung des Buchdrucks in der frühen Neuzeit.
Die größten Vorteile der Digitalisierungsbestrebungen in den Geisteswissenschaften sehe ich momentan in vier Punkten:
1. In der grundlegenden Qualitätssteigerung der Forschung durch Zunahme der Präzision und der Zuverlässigkeit der Ergebnisse auf der Grundlage der Verarbeitung großer Datenmengen.
2. In der außerordentlichen Geschwindigkeit bei der Gewinnung von Forschungsdaten, bei der Durchführung von Analysen sowie bei deren vielseitigen Nutzungsmöglichkeiten.
3. In der Anwendung neuer Forschungsmethoden und der Eröffnung neuer Forschungsperspektiven, die die Etablierung neuer Forschungsbereiche und -disziplinen nach sich ziehen können.
4. In der Vernetzung einzelner Wissenschaftsdisziplinen.
Es gilt, diese viel versprechenden Entwicklungen durch einen intensiven Austausch innerhalb und außerhalb der einzelnen Forschungsbereiche und der Wissenschaftsdisziplinen visionär zu gestalten und auszubauen und die Studierenden durch die systematische Förderung des einschlägigen Wissenserwerbs bereits während des Studiums für das darin liegenden besondere Innovationspotenzial zu sensibilisieren.

Wien, 3. Mai 2020